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Sport: Gelassen abgestürzt

Werder Bremen beschäftigt sich nach dem 1:2 in Leverkusen nur noch mit dem Uefa-Cup - und mit sich selbst

Auch in der Stunde der Niederlage blieb sich Klaus Allofs treu. Der Manager des SV Werder Bremen ist bekannt für seine gepflegten Umgangsformen, und er verlor selbst nach dem 1:2 seines Teams in Leverkusen nicht die Ruhe, obwohl es den endgültigen Abschied von der erneuten Champions-League-Teilnahme bedeutete. „Das reicht nicht aus, um da oben mitzuspielen“, befand Allofs konziliant. Dabei hatte er doch eine „teilweise naive Vorstellung“ (Trainer Thomas Schaaf) gesehen, und einige Spieler hatten dabei gehörige Motivationsprobleme offenbart.

Deswegen urteilte Allofs in der Sache auch ziemlich hart und drohte der Mannschaft sogar Konsequenzen an: „Das werden wir uns in dieser Form nicht bieten lassen.“ In der Tat hatten einige Akteure zumindest am Sonntag den sportlichen Niedergang mit erstaunlicher Gelassenheit hingenommen. Wenn es überhaupt Reaktionen auf verlorene Zweikämpfe oder Gegentore gab, dann waren es abschätzige Gesten gegenüber Kollegen. Der glücklos agierende Miroslav Klose beklagte sich hinterher über den „La-La-Fußball“ seiner Kollegen. Gemeint waren zum Beispiel die Außenverteidiger Stalteri und Davala, vor allem aber Johan Micoud. Der lustlose Mittelfeldregisseur war vom 17 Jahre alten Leverkusener Talent Gonzalo Castro völlig aus dem Spiel genommen worden.

„Wir haben Leidenschaft, Kampf und den letzten Willen vermissen lassen. Das war grottenschlecht“, sagte Nationalspieler Fabian Ernst, der vor der Leverkusener Führung durch Krzynowek allzu lässig den Ball am eigenen Strafraum verloren hatte. Nicht nur diese Szene belegte, dass dem Double-Gewinner von 2004 jedwede Souveränität abhanden gekommen ist. Nicht nur die böse Schmach im Champions-League-Achtelfinale gegen Lyon hat Spuren hinterlassen. Auch das unglückliche Pokal-Aus am Dienstag in Schalke hing offenkundig noch in den Köpfen der Spieler. „Das kann einen Knacks geben“, räumt Allofs ein. Er forderte die Mannschaft auf, sich auf die neue Situation einzustellen, die da heißt: Kampf um die Uefa-Cup-Plätze. Selbst das zu realisieren, ahnt Allofs, „wird knapp, wenn wir so spielen wie in der ersten Halbzeit“. Zwar besitzt Werder noch einen Punkt Vorsprung auf Leverkusen und das Restprogramm ist vermeintlich leicht, aber nach drei Niederlagen innerhalb von nur acht Tagen geht der Trend eindeutig nach unten. „Im Moment ist jeder weit weg von der Bestform“, sagt Allofs.

Die Möglichkeit, einen Spieler aus disziplinarischen Gründen „abzustrafen“, schloss der Manager aber aus, zumal „die Alternativen nicht so doll sind.“ Dass die sportliche Krise womöglich mentale Ursachen besitzt, das schwant allerdings auch Allofs: „Immer, wenn wir von der Champions League gesprochen haben, haben wir verloren.“ Kein gutes Omen vor dem Hintergrund, dass sie in Bremen seit Sonntag vom Erreichen des Uefa-Pokals sprechen.

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