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Sport: Geld auf dem Parkplatz

In Tschechien haben Spielmanipulationen System

Der Fall Robert Hoyzer ist im Vergleich zu den Manipulationsvorwürfen in der ersten tschechischen Fußball-Liga fast nur eine Kleinigkeit. Gleich gegen 30 Schiedsrichter wird dort ermittelt, nach Aussagen von Untersuchungsbeamten in der tschechischen Zeitung „Mlada fronta Dnes“ sollen 14 von 16 Erstliga-Vereinen betroffen sein. Bislang konnte man bereits zwölf Schiedsrichtern nachweisen, dass sie im Laufe der vergangenen Saison Geld von Klubvertretern bekommen haben, um den Ausgang von Spielen zu beeinflussen.

Im Mai des vergangenen Jahres kam die Polizei durch Telefonüberwachungen einem größeren Kartell auf die Schliche, das gezielt Ligaspiele verschob. Die Initiative ging dabei offenbar primär von den Klubs aus. Funktionäre des Vereins Synot Stare Mesto etwa sollen Schiedsrichter bestochen haben, um dadurch Wettgewinne einzustreichen. Der Klub wurde mittlerweile umbenannt, er heißt jetzt FC Slovacko. In die laufende Meisterschafts-Saison musste die Mannschaft mit dem Ballast eines Punktabzugs starten. Andere Vereine wie der FC Viktoria Zivkov oder der SFC Opava sollen sich durch massive Bestechungen Vorteile verschafft haben, unter anderem haben sie sich in der Tabelle verbessert.

Dabei liefen die Bestechungen nicht besonders gut koordiniert ab. Es gab keine verdeckten Überweisungen auf irgendwelche ausländischen Konten – die Schiedsrichter bekamen ihre Zusatzgage in den meisten Fällen einfach in einem Kuvert auf dem Parkplatz überreicht. Die Preise schwankten laut Informationen des tschechischen Wochenblattes „Respekt“ im Verlauf der Saison deutlich. Zu Saisonbeginn soll das gewünschte Spielergebnis die Funktionäre von Synot etwa 2000 Euro gekostet haben. Das war vergleichsweise noch preiswert. Kurz vor Meisterschaftsende im Frühjahr vergangenen Jahres kostete die Bestechung eines Linienrichters bereits fast 6000 Euro. Dieses Geld holten sich die Vereine über ihre Wettgewinne wieder herein.

Im Vergleich zum deutschen Fall, wo es offenbar um die Bereicherung Einzelner ging, dürfte die tschechische Affäre eher ein strukturelles Problem sein. Denn ungeachtet der starken Nationalmannschaft sind die Budgets der tschechischen Klubs aufgrund fehlender Sponsoren und Investoren vergleichsweise gering – mit Ausnahme des Traditionsklubs Sparta Prag. Aber selbst in der Hauptstadt gilt ein Spiel mit 5000 Zuschauern schon als gut besucht. Richtig Geld können die Vereine nur dann verdienen, wenn sie sich für einen internationalen Wettbewerb qualifizieren – dann bringen einerseits die größere Zuschauerzahl und andererseits die Fernsehrechte größere Beträge in die Kassen. Um dieses Ziel zu erreichen, wollen sich die meisten Vereinsfunktionäre offenbar nicht nur auf das Können ihrer Spieler verlassen. Andererseits: Wenn alle schmieren, dann hebt sich der Bestechungsvorteil irgendwie ja auch auf.

Markus Huber[Wien]

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