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Sport: Geld für den Jugendfreund

Skandalschiedsrichter Hoyzer hat einem guten Kumpel 12 000 Euro gegeben – die Staatsanwaltschaft vermutet Geldwäsche

Berlin - Marcus Kelm ist nicht krankgeschrieben. Er hat zwar Probleme mit dem Kreuzband und kann deshalb seit Wochen seiner Mannschaft, dem Fußball-Oberligisten Victoria Hamburg, nicht im Kampf gegen den Abstieg helfen. Aber er arbeitet. Im Landeskriminalamt Hamburg, Abteilung Wirtschaftskriminalität. Marcus Kelm ist Polizist, und das hat durchaus eine pikante Note. Denn im Wettskandal um verschobene Spiele wird auch gegen den Jugendfreund von Skandalschiedsrichter Robert Hoyzer ermittelt. Der Vorwurf gegen Kelm: Geldwäsche. Der 24-Jährige, der früher für den Spandauer BC spielte, hat von Hoyzer 12 000 Euro erhalten, als Darlehen. Dieses Geld, das hat Hoyzer gegenüber der Staatsanwaltschaft erklärt, habe er von den kroatischen Brüdern S. bekommen, den angeblichen Drahtziehern der Affäre. Der Verdacht der Ermittler: Kelm habe das Geld erhalten, um für Hoyzer Wetten zu platzieren beziehungsweise um selber auf Spiele zu wetten, die Hoyzer verschieben wollte. Außerdem soll er für den Referee, der angeblich pleite gewesen sei, Handyverträge abgeschlossen haben. Und vor Spielen, die Hoyzer geleitet hatte, hätten beide regelmäßig telefoniert.

Auf jeden Fall haben Kelms Kollegen die Wohnung des LKA-Polizisten durchsucht. Dabei stießen sie auf einen Taschenkalender mit dem Eintrag: „Scheiß W.E., Kohle futsch.“ Die Ermittler vermuten, dass Kelm auf ein Spiel gewettet habe, das Hoyzer geleitet habe und anders ausgegangen sei als erwartet. Außerdem standen in dem Kalender Internet-Adressen und Passwörter für Wettanbieter. Da aber in der Wohnung kein Computer gefunden wurde, haben die Ermittler den Verdacht, dass Kelm ihn rechtzeitig beseitigt habe. Bei den Ermittelern wird die Kelm-Spur als „vielversprechender Ansatz“ geführt. Die Staatsanwaltschaft gab zu dem Fall keinen Kommentar ab.

Kelm bestreitet entschieden, mit dem Wettskandal auch nur das Geringste zu tun zu haben. Der Eintrag mit dem Geld-Hinweis? „W.E. steht für Wochenende. Am Tag vorher hatten wir gegen Holstein Kiel II 0:1 verloren. Damit war meine Siegprämie weg. Das ist gemeint mit: Kohle futsch.“

Das Spiel gegen Holstein Kiel II fand am 27. November 2004 statt. Einen Tag später pfiff Robert Hoyzer die Zweitligapartie SpVgg Unterhaching – 1. FC Saarbrücken. In seinem Geständnis vor der Staatsanwaltschaft soll Hoyzer erklärt haben, es sei ihm nicht gelungen, dieses Spiel wie beabsichtigt zu manipulieren.

Und das Darlehen? „Das war ein normales Darlehen mit Vertrag, Zinsen und vierjähriger Laufzeit, ausgestellt im November 2004“, sagt Kelm. Er habe keine Ahnung gehabt, woher Hoyzer das Geld hatte. „Der Robert war dreieinhalb Jahre DFB-Schiedsrichter, der hat gut verdient.“ Und die Sache mit dem Computer? „Dazu sage ich nichts.“

Kelm sagt, dass er auf Fußballspiele gewettet habe. Möglich, dass manchmal auch ein Spiel dabei gewesen sei, das von Hoyzer geleitet wurde. „Aber ich bin Fußballer. Ich kenne mich aus. Deshalb wette ich. Das machen unzählige Menschen.“ Aber nie habe er, Kelm, für Hoyzer Wetten platziert. Vor allem aber habe er nicht gewusst, dass Hoyzer Spiele verschoben hat. Und nie habe er für Hoyzer Handyverträge abgeschlossen. „Warum auch? Der Robert hatte ja Geld.“

Er kenne Hoyzer seit 15 Jahren, sagt der LKA-Beamte. Gemeinsam seien sie ab und zu im „Café King“ gewesen. Das Café gehört Ante S., der als mutmaßlicher Drahtzieher des Wettskandals verdächtigt wird. Über Hoyzer habe er auch Kontakt zu den kroatischen Brüdern gehabt, sagt Kelm, aber da sei nie über Wetten gesprochen worden.

Eine spezielle Aufgabe müssen nun mehrere Polizisten der Sonderkommission erledigen: Auf Anweisung der Staatsanwaltschaft werden alle beschlagnahmten Wettzettel auf Fingerabdrücke untersucht. Denn wer den Zettel berührt hat, so lautet wohl der Gedankengang, hat auch gewettet. Die Theorie hat freilich ihre Schwäche: Die Wettzettel haben natürlich auch diverse Kripo-Fahnder in der Hand gehabt.

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