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Sport: Geld macht Beine

Warum Haile Gebrselassie beim Berlin-Marathon nicht mehr Konkurrenz hatte

Berlin - Haile Gebrselassie soll über die Probleme seines großen Zehs reden, aber erst einmal lacht der Äthiopier. Damit ist vorerst nichts geklärt, Gebrselassie lacht schließlich oft. Dann sagt er, dass es keine Probleme mehr gibt. Probleme hatte er mal kurz im Rennen beim Berlin-Marathon. Doch sie seien nicht der Grund dafür gewesen, sagt der 33-Jährige, dass er den Weltrekord nicht verbessern konnte. „Der Wind war mein größter Konkurrent“, sagt Gebrselassie am Montag. Er sitzt auf einem Podium und verkündet: „Innerhalb eines Jahres werde ich den Weltrekord holen.“ Der Weltrekord des Kenianers Paul Tergat steht bei 2:04:55 Stunden, Gebrselassie gewann am Sonntag in 2:05:56 Stunden.

Nicht auszudenken, wenn auch er hätte aufgegeben müssen wie Sammy Korir, der Kenianer. Es sollte das große Duell werden zwischen den beiden, aber Korir stieg verletzt aus, und der Zweitplatzierte Gudisa Shentema aus Äthiopien hatte fast fünf Minuten Rückstand auf Gebrselassie. So eine Leistungskluft ist auffällig. Und sie hat mehrere Gründe. Die Temperaturen zum Beispiel. „Wir hatten acht Läufer am Start, die unter 2:10 Stunden laufen können“, sagt Mark Milde, der Renndirektor. „Aber bei den hohen Temperaturen war das schwierig.“ Außerdem konnte der Kenianer Joseph Riri nicht starten, der Zweite von 2004, der damals 2:06:49 Stunden gelaufen war. Er ist nach einem Autounfall angeschlagen. Allerdings hat er zuletzt eher schwächere Zeiten erreicht, in Berlin wollte er seinen Marktwert wieder verbessern. „Er wäre sehr, sehr preiswert gewesen“, sagt Milde.

Das kam Milde entgegen, denn es kostete ihn sehr viel, Gebrselassie zu engagieren, da blieb für die Verpflichtung von anderen Spitzenläufern nicht mehr viel übrig. Knapp über sechs Millionen Euro betrug das Gesamtbudget des Marathons, „unter einer Million Euro“, sagt Milde, wurden insgesamt für die Verpflichtung von Athleten bereit gestellt. Aber nicht nur Gebrselassie band Mittel, Milde und Rüdiger Otto, der Geschäftsführer des Marathon-Veranstalters SCC-Running, mussten auch noch 100 000 Euro zurücklegen.

Das war nicht geplant, und hängt mit der Marathonserie zusammen, die es seit diesem Jahr gibt. Die fünf weltweit renommiertesten Marathons, London, Boston, Chicago, New York und Berlin, gründeten eine Art Champions League des Langstreckenlaufs. Jener Läufer und jene Läuferin, die nach einem Punktesystem am Ende Seriensieger werden, erhalten eine Prämie von jeweils 500 000 Euro. Abgerechnet wird nach zwei Jahren.

Die Gesamtprämie von einer Million Euro soll eigentlich der globale Sponsor der Serie bezahlen. Nur: Den gibt es noch nicht. So lange das so ist, müssen sich die fünf Veranstalter darauf einrichten, dass sie die Million bezahlen müssen, jeder pro Jahr 100 000, also insgesamt 200 000.

Die Einzel-Hauptsponsoren der Veranstalter sind das Problem. Chicago und New York haben jeweils eine Bank, Boston hat einen Finanzdienstleister, London ein Lebensmittelunternehmen, Berlin hat Real, auch ein Lebensmittelunternehmen. Ein globaler Sponsor muss, damit keine Konkurrenzsituation entsteht, aus einem anderen Bereich kommen. Das ist offenbar nicht so einfach. Die Veranstalter verhandeln zwar, aber ein Ergebnis liegt noch nicht vor. „Anfang 2007“, sagt Milde, „könnte alles geklärt sein.“ Dann wäre die Million finanziert. Wenn nicht, müssen Milde und Otto im nächsten Jahr nochmal rund 100 000 Euro zurücklegen. Dabei könnten sie das Geld so gut für die Verpflichtung von Athleten gebrauchen.

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