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Sport: Geld oder Leben

Dortmund vor dem Rückspiel in der Champions League

Wollte ein Produzent oder Programmdirektor die aktuelle Lage der Dortmunder Borussia mit einem Filmtitel überschreiben, käme er an einem alten Westernklassiker vermutlich nicht vorbei. „Spiel mir das Lied vom Tod“. Vor dem Qualifikationsrückspiel der Champions League an diesem Mittwoch gegen den FC Brügge äußern die Darsteller sich martialisch – sofern sie überhaupt sprechen. Die Spieler schweigen fast alle. Selbst der nette Mittelfeldspieler Stefan Reuter, ein Profi von großem diplomatischen Geschick, verweigert – angeblich „aus Aberglauben“ – jeden Kommentar. Nur Verteidiger Dede fasst sein Befinden in Worte. Er fühle sich, als ginge es „um Leben oder Sterben“, sagt er.

Darum geht es zwar nicht, aber um eine zweistellige Millionensumme in Euro, die dem Dortmunder Fußballkonzern beim Erreichen der Champions League garantiert, beim Abstieg in den Uefa-Pokal dagegen schwer einzuspielen wäre. Sprachlich liegt der am besten Deutsch sprechende Brasilianer der Mannschaft ganz auf der Linie des Geschäftsführers. Nach grundsätzlicher Kritik schlägt Michael Meier die Brücke zu Brügge. Beim 1:2 im Hinspiel sei die Borussia fürs erste „dem Tod von der Schippe gesprungen“. Nun müssen die Spieler zusehen, dass sie im vermutlich ausverkauften Westfalenstadion ins pralle Fußball-Leben zurückfinden. „Sonst geht hier eine Bombe hoch“, sagt Dede. „Deshalb müssen wir gewinnen, egal wie, notfalls durch ein Tor kurz vor Schluss mit der Hand.“

Nach der blamablen Niederlage im jüngsten Bundesligaspiel gegen den Aufsteiger 1. FC Köln ist die Atmosphäre auf dem Trainingsgelände wie kurz nach einem Gewitter. Alle hoffen auf eine reinigende Wirkung. Und auf einen Wechsel zu gemäßigtem Klima. Die gescholtenen Profis haben die Donnerschläge noch im Ohr, die Meiers Wortgewitter hervorgebracht hat. Ständig wiederkehrende Charakterschwächen wie Arroganz, Leichtsinn oder Trägheit hätten ihm „den Hut vom Kopf gerissen“, sagt er. Notfalls müsse den Profis die richtige Berufsauffassung „eingeprügelt werden“.

Die Rollen im zuletzt absurden Dortmunder Fußballtheater sind klar verteilt. Meier besetzt die innerbetriebliche Abteilung Attacke, damit Sammer sich um die sachlich-fachliche Bekämpfung des Schadens kümmern kann. Der Geschäftsführer baut eine Drohkulisse auf. Ohne juristisch ins Detail zu gehen, spricht er von „drakonischen Maßnahmen, die wehtun werden“.

Sammer wiederum ist froh über die „klaren Worte“ der Klubführung. „Sonst muss ich immer so viel sagen.“ Meiers Sturmangriff auf die kickenden Angestellten hat für Sammer die angenehme, vermutlich beabsichtigte Wirkung, dass der Trainer von Kritik weitgehend verschont bleibt. Sammer glaubt vor seiner schwierigsten Aufgabe als Cheftrainer des BVB an das Gute im Dortmunder Profi – oder tut zumindest so. „Wir sind uns der Verantwortung bewusst.“

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