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Sport: Geld, wie es dir gefällt

Sondermünzen füllen die Kassen des Bundes und des Sports – auch bei der Leichtathletik-WM 2009

Berlin - Bevor Franka Dietzsch in Berlin 2009 eine WM-Medaille gewinnt, bekommt sie sicher eine WM-Münze. Als Dank für ihre freundliche Werbung. Gestern hat sich die dreimalige Diskus-Weltmeisterin schließlich gemeinsam mit Stabhochspringer Björn Otto und Hürdensprinter Thomas Blaschek beim Bundesfinanzminister eingefunden, um eine 10-Euro-Sondermünze vorzustellen. Das Ministerium wird sie im März 2008 zur Leichtathletik-WM herausgeben. Wie ihre Medaille und die Münze aussehen, das kann Dietzsch selbst beeinflussen: die Farbe der Medaille durch gutes Training und das Aussehen der Münze durch einen originellen Vorschlag, denn zum ersten Mal lässt das Bundesfinanzministerium ein Zahlungsmittel durch einen Ideenwettbewerb gestalten. Minister Peer Steinbrück sagte: „Die Münzen werden auf jeden Fall leichter zu bekommen sein als die Medaillen.“ Die Auflage könnte bei knapp zwei Millionen liegen.

Wie viel und ob überhaupt das Organisationskomitee der WM davon etwas erhält, muss der Bundestag beschließen. Denn die Einnahmen aus einem Münzprogramm fließen erst einmal in den Bundeshaushalt und können dann einem besonderen Zweck zugeführt werden. Clemens Prokop, der Präsident des WM-Organisationskomitees und des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, spricht daher zunächst von einem „ideellen Gewinn“ der Silbermünze. Am liebsten hätte er dann aber noch einen Zuschuss für ein „Fest der internationalen Solidarität und der Verständigung zwischen den Kulturen“ am Tag vor der offiziellen WM-Eröffnung am 15. August 2009, zumal keine Veranstaltung so viel Länder zusammenbringe wie eine Leichtathletik-WM.

Die WM 2009 ist nach den Olympischen Spielen 1972 und der Fußball-WM 2006 erst das dritte Sportereignis, für das in Deutschland ein Münzprogramm aufgelegt wird. Bei der Fußball-WM waren aus dem Münzverkauf 30 Millionen Euro in das Kulturprogramm geflossen. Vier Silbermünzen und eine Goldmünze hatte das Finanzministerium für die WM herausgegeben. „Die Goldmünze mit Auflage von 400 000 Stück hat ihren Sammlerwert sogar verdoppeln können und liegt jetzt bei 200 Euro“, sagt Wolfgang Erzinger, der Herausgeber des Deutschen Münzen-Magazins. „Das Interesse an Sportmünzen bei Sammlern und Sportfreunden ist international ungebrochen“, sagt Erzinger, „schon jetzt hat Kanada für die Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver das bisher größte Sondermünzprogramm mit mehr als 100 Münzen angekündigt.“

Sondermünzen sind generell so ertragreich, dass der Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses Peter Danckert damit gerne auch die in finanzielle Nöte gekommene Stiftung Deutsche Sporthilfe unterstützen will. „Das wäre eine gute Lösung, die den Steuerzahler nicht belastet“, sagte der SPD-Politiker. In diesem Jahr wird die Sporthilfe zum ersten Mal mit einem größeren Betrag aus dem Bundeshaushalt unterstützt. Eine Million Euro sprach ihr der Bundestag zu.

Das Geld wird der Sporthilfe auch deshalb knapp, weil ein anderes Programm nicht mehr so viel einbringt wie früher: die Briefmarken für den Sport. Statt bisher fünf gibt es von diesem Jahr an nur noch vier Sonderbriefmarken. Briefe werden ohnehin weniger geschrieben und Briefmarken weniger gesammelt. Das fallende Briefmonopol zum 1. Januar 2008 tut sein Übriges. „Wir werden künftig aus den Briefmarken nicht mehr 3,5 Millionen einnehmen, sondern nur noch zwischen 1,7 und zwei Millionen Euro“, sagt Hans-Joachim Elz von der Sporthilfe.

Der Finanzminister will die Sporthilfe dennoch nicht mit einer Sondermünze unterstützen. „Dann würden diese Münzen ihren Charakter verlieren“, sagt Steinbrück. Ihm ist die Hilfe ohne Umweg lieber, „notfalls packen wir im Bundeshaushalt noch etwas drauf“.

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