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Sport: Gelehriger Gegner

Fernando Alonso hat bei seinem Sieg in Imola bewiesen, dass er Michael Schumacher mit dessen Tricks auf Abstand halten kann

Vom schönsten Sieg seiner Karriere sprach er, vom vielleicht besten Fight, den er je geliefert habe. Fernando Alonso wusste ganz genau, was er bei seinem Sieg gegen Michael Schumacher im Großen Preis der Formel 1 von San Marino in Imola geleistet hatte. Der Spanier hat mit seinen 23 Jahren ein deutliches Zeichen gesetzt: Wenn der siebenmalige Weltmeister Schumacher trotz einer Glanzleistung mit einem Ferrari, der über eine Sekunde pro Runde schneller ist als Alonsos Renault, in elf Runden nicht an ihm vorbeikommt, dann hat der Schüler seinem Meister gezeigt, dass er seine Lektion optimal gelernt hat.

Der Zweikampf an der Spitze – vielleicht schon ein Symbol für den weiteren Verlauf dieser Weltmeisterschaft: Ein Michael Schumacher, der im wieder schnellen Ferrari gegen die Führungsposition von Alonso und Renault ankämpft, aber bei aller Klasse und allem Können Schwierigkeiten haben dürfte, den Rückstand noch aufzuholen. 26 Punkte liegt der 36-Jährige jetzt hinter dem jungen Spanier, das ist auch für einen Ausnahmefahrer sehr viel. Vor allem aber hat Alonso bewiesen, dass er schon abgeklärt genug ist, um dem Druck und den Psychotricks eines Michael Schumacher standzuhalten. Nicht ohne Grund sagte der frühere Weltmeister Niki Lauda: „Ich ziehe meine Kappe vor beiden!“

Schumacher hatte vor dem Rennen kühl kalkuliert gesagt: Er sei nun in der Rolle des Jägers und damit in einer besseren Position als Alonso. Der Spanier werde angesichts des hohen Erwartungsdrucks einerseits vorsichtiger fahren und andererseits vielleicht auch Nerven zeigen und Fehler machen. Doch der junge Spanier fuhr nervenstark und zeigte keine Schwächen. Er demonstrierte, dass er die Kombination aus Taktik, Einschüchterung und kleinen Tricks genauso beherrscht wie der Weltmeister.

Außenstehende erkennen diese Spielchen nicht unbedingt. Zu diesen Tricks gehört es zum Beispiel, an Stellen, an denen der hinter einem liegende Gegner Schwung für einen Angriff holen könnte, langsamer zu fahren als nötig. Effektiv ist auch das leichte Antippen der Bremse in überraschenden Momenten, das den Hintermann zwingt, mehr Abstand zu halten, um nicht aufzufahren. Alonso demonstrierte diesen Trick perfekt.

Schumacher verzichtete deshalb auch an eigentlich günstigen Stellen auf Angriffsversuche. Und, fairerweise, beklagte er sich später auch nicht über Alonsos Fahrweise. Denn schließlich hat er selber diese Tricks in der Formel 1 zum Standard gemacht und perfektioniert. Seine ehemaligen Konkurrenten Damon Hill, Jacques Villeneuve oder Mika Häkkinen können das eindrucksvoll bestätigen. Die junge Fahrer-Generation, allen voran natürlich Alonso, hat den erfahrenen Top-Piloten nur kopiert. Auch der 25-jährige Kimi Räikkönen könnte Schumacher deshalb Paroli bieten. Vorausgesetzt allerdings, er hat mal keine Probleme mit seinem McLaren-Mercedes. Wenn der Finne seine Qualitäten und die seines Fahrzeugs ausspielen kann, dann bekommt Schumacher noch einen weiteren starken Rivalen. Und natürlich ist da auch noch Räikkönens Teamkollege Juan Pablo Montoya. Der fehlte in Imola wegen seiner Schulterverletzung. Aber bald ist er wieder fit.

Genau deshalb wird es so schwer für Schumacher, zu Alonso aufzuholen. Er hat derzeit einfach zu viele starke Gegner. Jeder von ihnen kann ihm wertvolle Punkte wegschnappen. Und Alonso selber strotzt zudem vor Selbstbewusstsein. Er hat jetzt drei Mal in Folge gewonnen, und der nächste Grand Prix findet in Barcelona statt. Ein Heimrennen für Alonso. Und der Grand Prix ist seit Wochen ausverkauft.

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