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Sport: Geliebte Bundesliga

Borussia Mönchengladbach holt Giovane Elber nach Deutschland zurück

Giovane Elber hat für die Rückkehr in das Land seiner Fußballerträume einen warmen, schwarzen Rollkragenpullover angezogen. Es ist Januar in Deutschland, ein arg frostiger dazu. Giovane Elber ist das herzlich egal, als er gestern Mittag im Borussia-Park zu Mönchengladbach bei seinem neuen Arbeitgeber vorgestellt wurde. „Ich freue mich, wieder zu Hause zu sein“, sagt der Brasilianer, der zwischen 1994 und 2003 sehr erfolgreich für den VfB Stuttgart und Bayern München stürmte, ehe er bei Olympique Lyon sein Lächeln einmotten musste. Wenig überraschend erklärt der 32-Jährige nun also: „Ich habe Deutschland vermisst.“

Wie gut traf es sich da, dass Borussia Mönchengladbach auch nach sechs Verpflichtungen in der Weihnachtspause die Lust am Winterschlussverkauf noch nicht vergangen war. Am Samstagabend, gleich nach dem 1:1 bei Borussia Dortmund, schlossen die Verantwortlichen die bereits weit fortgeschrittenen Verhandlungen mit Elber ab. Schon am Donnerstag und Freitag hatten sie viel versprechende Gespräche geführt mit dem Mann, den Sportdirektor Christian Hochstätter bereits im Sommer und noch einmal kurz vor Weihnachten an den Niederrhein holen wollte. „Danach lag es nicht mehr an uns“, berichtet Hochstätter. Sondern an Elbers Verein Olympique Lyon, der den Vertrag mit dem Brasilianer noch auflösen musste.

Am Samstag um die Mittagszeit war auch das erledigt, Elber und Lyon einigten sich auf ein Ende der Zusammenarbeit – was nicht zuletzt die erstaunlich gute Laune erklärte, mit der sich der Mönchengladbacher Trainer Dick Advocaat kurz darauf durch die Flure des Dortmunder Westfalenstadions bewegte. Denn Elbers Verpflichtung war für den Holländer nicht einmal ein klitzekleines Fragezeichen wert. „Wenn ein Spieler vom Kaliber Elber zu haben ist“, sagt Advocaat, „dann nix zweifeln, gleich unterschreiben.“ Und das, obwohl der Brasilianer seit August nicht mehr gespielt hat, nachdem er sich das Wadenbein gebrochen hatte. Elber hofft jetzt, „in zwei bis drei Wochen mit der Mannschaft trainieren zu können“.

Wegen Elbers Verletzung und der Querelen mit seinem französischen Arbeitgeber konnten die Gladbacher den erfolgreichsten ausländischen Torschützen der Bundesliga-Geschichte jetzt ablösefrei verpflichten. Außerdem hält sich wohl auch das Gehalt für Elber in einem vertretbaren Rahmen. „Giovane ist uns sehr entgegengekommen“, sagt Hochstätter. Trotzdem hofft der Sportdirektor der Gladbacher, dass sich die Personalkosten noch einmal verringern lassen. „Vielleicht sagt sich ja jetzt der ein’ oder andere Spieler: Okay, meine Chancen werden schlechter – und geht.“ Inzwischen wird bereits darüber spekuliert, dass Marek Heinz, der erst im Sommer für mehr als zwei Millionen Euro verpflichtet wurde, wieder nach Tschechien zurückkehrt, weil er im überbesetzten Sturm der Gladbacher kaum noch eine Chance bekommen dürfte.

Giovane Elber erhält einen Vertrag bis Juni 2006. Eigentlich wollte er es zum Ende seiner Karriere ein bisschen wärmer haben, der Wechsel nach Lyon vor anderthalb Jahren war ein erster Schritt in diese Richtung. „So habe ich mir das eigentlich gedacht“, sagt er heute. „Aber was ich in Frankreich gesehen habe, hat mich sehr enttäuscht.“ Zum Beispiel der Ligabetrieb: „Wir wussten nie, ob das nächste Spiel am Nachmittag oder am Abend stattfindet.“

Auch deshalb war es Gladbachs siebtem Neuzugang in diesem Winter gleichgültig, dass sein neuer Verein – wie zumindest in der zweiten Halbzeit gegen Dortmund zu beobachten war – mit der jüngsten Verpflichtungsoffensive tatsächlich mehr Qualität in den Kader gewuchtet hat. „Das war kein Grund“, sagt Giovane Elber. „Ich wäre sowieso gekommen – auch wenn Borussia niemanden sonst verpflichtet hätte.“ Schließlich habe er zuletzt „20 oder 30 schlechte Nächte“ am Stück gehabt. Dann kam die Vertragsunterschrift bei Borussia Mönchengladbach – und die erste gute Nacht seit langem.

Trainer Advocaat nickt zu all dem und vermeldet: „Diese Verpflichtung sagt wieder genug über unsere Ambitionen, nach oben zu kommen.“ Wobei Giovane Elber zunächst einmal schauen muss, überhaupt wieder auf die Beine und auf den Platz zu kommen. Zu diesem Zweck flog er gestern nach seinem ersten Hallo in Mönchengladbach gleich zurück nach Lyon. Von dort geht es heute in die alte Heimat München und dann gleich zur Rehabilitation beim Physiotherapeuten Klaus Eder nach Donaustauf.

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