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Sein größter Triumph. Luis Aragonés mit dem EM-Pokal 2008. Foto: dpa

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Sport: Geliebter Rabauke

Luis Aragonés galt als rauer, altmodischer Trainer – doch er revolutionierte Spaniens Nationalteam.

Madrid - Barcelonas Nationalspieler Xavi weinte bei der Schweigeminute vor dem Spiel gegen Valencia. Sein Nationalmannschaftskollege Fernando Torres, Siegtorschütze im EM-Finale 2008 gegen Deutschland, twitterte: „Danke Trainer, ich kann Ihnen nicht genug danken für das, was Sie für mich taten.“

Die gesamte Fußball-Nation trauert um Luis Aragonés. Der Trainer, der die spanische Nationalelf 2008 im Finale gegen Deutschland zum Gewinn der Europameisterschaft geführt hatte, ist in einer Madrider Klinik im Alter von 75 Jahren gestorben. Nach Angaben des Krankenhauses erlag er einem Leukämie-Leiden.

Mit dem Triumph bei der EM 2008 hatte Aragonés den Beginn einer neuen Ära im spanischen Fußball eingeleitet. Das von ihm aufgebaute Team bildete den Grundstein für die Elf, die unter seinem Nachfolger Vicente del Bosque den Weltfußball dominierte und 2010 die Welt- sowie 2012 erneut die Europameisterschaft gewann.

Er war ein rauer Typ und ein Trainer der alten Schule. In seinem Trainingsanzug wirkte er wie ein Überbleibsel aus vergangenen Zeiten. Als er 2004 im Alter von 66 Jahren den Posten des Nationaltrainers erhielt, schien es eine Art von Vorruhestandsprämie zu sein. Doch er schaffte eine kleine Revolution: Aragonés bootete Spaniens Idol Raúl aus, verjüngte das Team und ließ die Nationalelf einen attraktiven Kombinationsfußball spielen. Er gilt als der Erfinder von „la Roja“. Zwar hatte die Nationalelf seit Jahrzehnten in roten Trikots gespielt, aber niemand war auf die Idee gekommen, sie „die Rote“ zu nennen.

2004 hatte er für einen Skandal gesorgt, als er den Arsenal-Spieler Thierry Henry als „Scheißneger“ bezeichnete. Aragonés wurde Rassismus vorgeworfen, er wies die Vorwürfe aber zurück und sagte, er habe damit lediglich seinen Stürmer José Antonio Reyes motivieren wollen. Die Reihe der Anekdoten über seine Fehltritte ist lang. Diplomatie und Takt gehörten nicht zu seinen Stärken. Im Ausland haftete Aragonés der Ruf eines Rabauken an, die Spanier schätzten ihn dagegen als einen alten Kauz, dem das Gespür dafür fehlte, wie sein Verhalten in der Öffentlichkeit ankam.

Vor seiner Ernennung zum Nationaltrainer hatte der aus dem Madrider Stadtteil Hortaleza stammende Aragonés acht Vereinsmannschaften trainiert, darunter Atlético Madrid und den FC Barcelona, und in rund 700 Erstligaspielen auf der Bank gesessen. Aufgrund seiner Erfahrung wurde er „El Sabio de Hortaleza“ („der weise Mann aus Hortaleza“) genannt. Als Vereinstrainer wurde er einmal spanischer Meister und gewann viermal den Pokal. Seinen letzten Posten hatte er 2008/2009 beim türkischen Erstligisten Fenerbahçe Istanbul, wo er jedoch vorzeitig entlassen wurde.dpa

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