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Sport: Gemeinsam groß

Nach der starken Teamleistung gegen die Türkei träumen die Basketballer von einer EM-Medaille

Für einige deutsche Fans gab’s an der Stirnseite des Basketballfeldes im Velodrom eine Sonderaudienz vom Meister. „Dirk, Dirk“ hatten sie gerufen, woraufhin der deutsche Basketballstar Dirk Nowitzki bereitwillig zu ihnen gelaufen kam. Im Spielergang stand sein Vater Jörg Nowitzki und klärte für die Journalisten auf. „Das sind Spieler seiner alten Zweitligamannschaft von der DJK Würzburg“, sagte er, „der Erste war mal DDR-Auswahlspieler, der neben ihm ist sein Schwager …“ Der Dienstagabend auf Mallorca hat sich offenbar für Dirk Nowitzki auch aus privaten Gründen gelohnt. Sportlich war er sowieso ein Erfolg.

„Das war eines der besten Spiele einer deutschen Basketball-Nationalmannschaft“, schwärmte Bundestrainer Dirk Bauermann nach dem 79:49 über die Türkei bei der Basketball-Europameisterschaft in Spanien. Sein Team weist vor dem abschließenden Vorrundenspiel gegen Litauen (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe beendet) zwei Siege aus und ist bereits für die Zwischenrunde qualifiziert. Weil die Erfolge gegen die Vorrundengegner mitgenommen werden, hat die deutsche Mannschaft in der Zwischenrunde bereits mindestens einen Sieg auf dem Konto. Der souveräne Erfolg über den WM-Sechsten lässt das deutsche Team hoffen, dass das Ziel nicht zu hoch gesteckt ist, eine Medaille bei der EM zu gewinnen. „Wir haben aus dem Tschechienspiel gelernt“, sagte Bauermann.

Sein Team überzeugte diesmal durch eine geschlossene Mannschaftsleistung. Abgesehen von Guido Grünheid konnte jeder deutsche Spieler punkten, Dirk Nowitzkis Dienste wurden am Ende gar nicht mehr benötigt. Ein Viertel der Spielzeit durfte der NBA-Spieler auf der Bank verbringen, was für ihn beinahe einem Urlaubstag auf Mallorca gleichkommt. „Wir sind heute richtig heiß gelaufen“, sagte Nowitzki, „da gehen auch mal Schüsse rein, die sonst nicht reingehen.“

Neben Ademola Okulaja, der 13 Punkte erzielte und neun Rebounds fing, und Demond Green, der seine Wurfschwäche ablegen konnte und auf zehn Punkte kam, tat sich vor allem Jan Hendrik Jagla hervor. Der 26-Jährige hat sich im letzten Jahr in Ankara stark weiterentwickelt, für die neue Saison hat sich der spanische Spitzenklub Badalona seine Dienste gesichert. Gegen die Türkei konnte Jagla erstmals auch im Nationalteam überzeugen. „Es hat eine Weile gedauert, bis ich meine Rolle im Nationalteam gefunden habe“, sagte Jagla, „aber jetzt ist es okay.“ Gegen die Türkei erzielte der 2,11 Meter große Centerspieler acht Punkte, darunter zwei Dreier. „Jan Jagla hat sich wahnsinnig entwickelt“, lobte Dirk Nowitzki.

In der Defensive ließ das deutsche Team die türkischen NBA-Spieler Hidayet Türkoglu und Mehmet Okur nie zur Entfaltung kommen. Türkoglu, mit 15 Punkten bester türkischer Werfer, konnte nur selten seinen Größenvorteil gegenüber Demond Greene oder Robert Garrett ausnutzen. Die Türken ließen sich vollkommen verunsichern und trafen nur 30 Prozent aller Würfe.

„In unserer Mannschaft steckt mehr Potenzial, als wir gegen Tschechien gezeigt haben“, sagte Dirk Nowitzki. „Dass wir zu einigem fähig sind, haben wir auch vor zwei Jahren in Belgrad gezeigt.“ Dort konnte das Team bis in das EM-Finale vordringen. „Wir wissen, dass wir an einem guten Tag jeden in Europa schlagen können“, sagte auch Bauermann. Jetzt sollen noch ein paar gute Tage in Spanien folgen.

Die Spiele live im Internet:

www.tagesspiegel.de/sport

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