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Sport: Genauso stark wie Krefeld

Die Eisbären laufen der Konkurrenz hinterher – auch weil sich einige Klubs besser verstärkt haben als der Meister aus Berlin.

Berlin - Dienstagabend, der siebte Spieltag in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ist vorbei, und ein Trainer überschlägt sich ob der jüngsten Darbietung seiner Mannschaft. Er sagt: „Wir haben sehr, sehr gut gespielt.“ Er kann ja auch zufrieden sein, der Trainer der wieder einmal siegreichen Mannschaft. Sieben Erfolge in sieben Spielen, besser geht es kaum. Nur der EV Landshut ist 1995 besser in die Saison gestartet.

Eine Mannschaft, die ihre Konkurrenz derart vermöbelt, das können – gemessen am jüngsten Jahrzehnt – eigentlich nur die Eisbären sein. Sie sind es aber nicht. Besagte Szene spielte sich in Köln ab. Dort hat Trainer Uwe Krupp sein Team bisher so attraktives wie erfolgreiches Eishockey spielen lassen, und daher hat der Tabellenführer der DEL schon zehn Punkte Vorsprung auf den Serienmeister aus Berlin. Der mühte sich am Dienstag, als die Haie zur gleichen Zeit die Hannover Scorpions 5:2 schlugen, gut 50 Kilometer nördlich in Krefeld zum ersten Auswärtssieg der Saison. Nach dem 4:2 bei den Pinguinen stellte Don Jackson fest, dass beide Mannschaften auf einem Niveau gespielt hätten. Auf einem bescheidenden Niveau, denn der Berliner Trainer sagte auch: „Beide Mannschaften haben viele Fehler gemacht.“

Neun Punkte aus sieben Spielen – die Eisbären sind noch nicht dort, wo sie hinwollen. Der Maßstab für sie ist zurzeit Krefeld. Köln, Mannheim und Nürnberg sind erst einmal enteilt. Eisbären-Manager Peter John Lee sieht es auch so. „Die drei Mannschaften sind alle sehr stabil und stehen zurecht da oben. Wir müssen ehrlich sein und sagen, dass die Konkurrenz an der Spitze größer geworden ist.“

Es ist natürlich so, dass sie in Köln, Mannheim und Nürnberg vor der Saison mehr investiert haben als in Berlin. In Köln haben sie drei starke schwedische Profis verpflichtet, in Mannheim nun wegen des Arbeitskampfes in der nordamerikanischen Profiliga NHL Stürmer Marcel Goc und Verteidiger Dennis Seidenberg geholt und in Nürnberg, in Nürnberg sitzt mit dem Engagement von Schmuckmogul Thomas Sabo das Geld ohnehin etwas lockerer. NHL-Profi Steven Reinprecht haben die Franken, die am Freitag die Eisbären empfangen, erst vor wenigen Tagen für den Rest der Saison verpflichtet. Da können die Eisbären nicht mithalten, gibt Lee zu. „Außerdem haben sie ja in Köln, Nürnberg und Mannheim nun schon alle neun Ausländerlizenzen vergeben“, sagt er. „Wir werden jetzt ja nicht unsere Konzepte über Bord werfen, nicht mehr auf den Nachwuchs setzen und wild in der Gegend verpflichten.“

Nachbessern will Lee aber schon. Stichwort Arbeitskampf in der NHL. „Mein Telefon ist 24 Stunden am Tag an, ich bin da heftig auf der Suche.“ Angesichts der vielen Verletzten – neben Constantin Braun und Darin Olver fehlt diese Woche mit Julian Talbot (Rückenprellung) auch noch ein weiterer Stammspieler. „Das trifft uns schwer“, sagt Lee. „So bekommen wir keine Kontinuität hin, in unseren Reihen müssen wir dauernd wechseln.“

Erschwerend kommt für die Berliner hinzu, dass sich die drei neuen Feldspieler noch zurückhalten. In Krefeld war das Trio Matthew Foy, Jamie Arniel und Mark Katic wieder nicht unter den Berliner Torschützen. Es ist offensichtlich, dass alle drei eine gesunde Härte in den Zweikämpfen nicht unbedingt suchen – schließlich haben sie schwere Verletzungen hinter sich. Lee weiß das, sagt aber trotzig: „Arniel ist einer der Topscorer bei uns.“ Der Kanadier hat zwar – im Gegensatz zu Foy und Katic – schon ein Tor geschossen, durfte aber zuletzt auch neben Barry Tallackson und Florian Busch stürmen. Und zwischen zwei der besten Berliner Angreifer, da bekommt man schon mal schnell einen Assist-Punkt zugeschustert.

Was also müssen die Eisbären machen, um den Anschluss zu finden? Geduld haben, sagt ihr Manager. Die Saison sei ja kein Sprint, sondern ein Marathon, philosophiert Lee. Ein guter Start ist dabei übrigens nicht immer Voraussetzung: In der Saison 1995/1996 wurde nicht Landshut, sondern die Düsseldorfer EG am Ende Meister. Claus Vetter

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