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Sport: Genial und abergläubisch In Brasilien ist Fußball Sport und Lebensgefühl

Es ist ein regnerischer Dezemberabend 1937, als sich ein Fluch über den brasilianischen Fußballverein Vasco da Gama legt. Vasco soll gegen die Mannschaft aus Andarai antreten, aber die Spieler von Vasco kommen zu spät.

Es ist ein regnerischer Dezemberabend 1937, als sich ein Fluch über den brasilianischen Fußballverein Vasco da Gama legt. Vasco soll gegen die Mannschaft aus Andarai antreten, aber die Spieler von Vasco kommen zu spät. Andarai ist so fair, den Anpfiff zu verlegen. Sie hoffen, dass Vasco fairerweise dann nicht ganz so ernst spielt. Von wegen: 12:0 lautet das Endergebnis – für Vasco. Nach dem Abpfiff kniet sich ein Andarai-Spieler auf den Rasen und belegt die Gegner mit einem Fluch: Zwölf Jahre lang sollen sie keine Meisterschaft gewinnen. Zuerst lachen die Spieler, doch als sie fünf Jahre später immer noch nicht Meister geworden sind, beginnen sie, das Stadion komplett umzugraben – auf der Suche nach einem Frosch. Zur Verstärkung des Fluches soll der Andarai-Spieler nämlich das Tier unter dem Rasen vergraben haben.

Alex Bellos ist mit „Futebol“ ein vielschichtiges Porträt der brasilianischen Gesellschaft gelungen. In Episoden zeigt der Journalist, wie Fußball ein Land beeinflussen kann. Die Niederlage im Weltmeisterschaftsendspiel 1950 gegen Uruguay etwa haben die Brasilianer bis heute nicht verwunden – trotz Pelé und Garrincha, die dem brasilianischen Fußball der Fünfziger- und Sechzigerjahre zu zwei Weltmeistertiteln verhalfen. Bevor Bellos 1998 als Korrespondent nach Brasilien kam, hielt er Pelé für den besten Spieler des Landes. Er musste erfahren, dass die Brasilianer den eigensinnigen Garrincha viel mehr verehrten. In Pelé sahen sie einen Profi, der nach Ruhm strebt. Garrincha aber spielte, weil er Fußball liebte. Wie alle Brasilianer.

Stephanie Souron

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