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Sport: Genialer Verlierer

Die Krise des Schach-Weltmeisters Kramnik setzt sich beim Turnier in Dortmund fort

Wladimir Kramnik zeigte sich als fairer Verlierer. „Gut gespielt“, lobte er seinen Gegner Emil Sutovsky. Die gerade beendete Partie gemeinsam anschauen mochte Kramnik nicht mehr. Der Schach- Weltmeister wollte seine Ruhe haben. Schon seit Monaten steckt er in einer Krise, die sich nun beim Chessmeeting im Dortmunder Schauspielhaus in der zweiten Runde fortgesetzt hat. Immerhin: Gestern Abend besiegte er den Bulgaren Wesselin Topalow in der dritten Runde. Ansonsten hat sich das Schachgenie eher an Niederlagen gewöhnt. Seit seinem mühsam verteidigten WM-Titel im Herbst des vergangenen Jahres spielt der 30-jährige Russe kraftlos. Er ist es wohl auch. Damals machte ihm eine Infektion zu schaffen, und angeblich hat er sich immer noch nicht vollständig erholt. „Die Ärzte hatten ihm geraten, ein halbes Jahr Pause zu machen, aber Wladimir wollte seine Verpflichtungen einhalten“, sagt sein Manager Carsten Hensel.

Kramnik hatte schon nach drei Monaten wieder zu spielen begonnen. Mit mäßigem Erfolg. Zu Jahresbeginn in Wijk aan Zee wurde er Siebter, in Monaco Fünfter und zuletzt in Sofia Fünfter von sechs Teilnehmern. In der bulgarischen Hauptstadt wurde ihm eine erstmals erprobte Regel zum Verhängnis, die den Spielern das Remisanbieten untersagte. Gut für die Zuschauer, schlecht für Kramnik: Die Partien dauerten länger und kosteten mehr Kraft. Zur Halbzeit hatte er das Turnier angeführt, in der zweiten Hälfte brach er ein. Dreimal patzte er rätselhaft grob.

In der Weltrangliste ist Kramnik auf Rang sechs abgerutscht. Langsam muss er beweisen, dass er den Titel des Weltmeisters verdient. Zumal die Chancen auf einen Vereinigungskampf der beiden WM- Titel gut stehen. Ende September soll im argentinischen San Luis ein WM-Turnier mit acht Spielern beginnen. Kramnik war eingeladen, sagte aber ab. Er sei der Weltmeister und bereit, gegen den Sieger von San Luis zu spielen. Ende 2006 könnte es so weit sein, meint Manager Hensel. Ob Kramnik bis dahin zur alten Stärke zurückgefunden hat? Sechsmal hat Kramnik das Turnier in Dortmund gewonnen, doch diesmal wäre er „schon froh, wenn Wladimir am Ende mit plus eins hier rauskommt“, sagt Hensel. Soll heißen, wenn er eine Partie mehr gewinnt als verliert.

Sutovsky – Kramnik (2. Runde)

1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 Sf6 4. d3 d6 5. 0-0 g6 6. d4 Ld7 7. Te1 Lg7 8. d5 Se7 9. Lxd7+ Sxd7 10. Le3 f5 11. Sg5 Sf8 12. exf5 gxf5 13. f4 Dd7 14. c4 Seg6 15. Sc3 h6 16. Sf3 e4 17. Sd4 h5 18. Scb5 Kf7 19. Se6 Sxe6 20. dxe6+ Kxe6 21. Dd5+ Ke7 22. c5 c6 23. cxd6+ Kf8 24. Db3 cxb5 25. Tac1 Df7 26. Dxb5 a6 27. Db6 Kg8 28. Ted1 Kh7 29. Tc7 Df8 30. Ld4 Tg8 31. Dxb7 e3 32. Tf7 Tb8 33. Dd7 Td8 34. Dxf5 Dxf7 35. Dxf7 Txd6 36. Kf1 Sxf4 37. Df5+ Tg6 38. Dxf4 Tf8 39. Dxf8 Lxf8 40. Lxe3 Te6 41. Kf2 Kg6 42. Td5 Le7 43. Lc5 Lf6 44. b3 Le5 45. g3 h4 46. gxh4 Lxh2 47. h5+ Kh7 48. Kf3 Le5 49. Td7+ Kh6 50. Kg4 Lg7 51. Td6 1:0.

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