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Sport: Gentleman statt Gangster

Neue Kleidervorschriften spalten die NBA

Berlin - Wenn am Dienstag in der nordamerikanischen Profiliga NBA die Saison beginnt, sollen bei offiziellen Auftritten nicht mehr knallbunte Klamotten des Hip-Hop-Lables „Ecko“ die Körper der Basketballstars umhüllen, sondern Kleidung von „Dolce & Gabbana“. Vom Gangster zum Gentleman heißt der Slogan, der den „Dress Code“ von NBA-Chef David Stern beschreibt. Demnach haben Profis Sakko und geschlossene Schuhe zu tragen. T-Shirts, Kopfbedeckungen, Sonnenbrillen und dicke Klunker stehen auf dem Index. Die neue Vorschrift macht einen tiefen Riss deutlich zwischen den vornehmlich weißen Zuschauern und ihren Stars, die zu fast 80 Prozent schwarzer Hautfarbe sind.

„Ich habe ein Problem damit, dass wir keine Ketten mehr tragen dürfen“, mault Stephen Jackson von den Indiana Pacers. „Für mich ist das ein rassistisches Statement.“ Phil Jackson, der Trainer der Los Angeles Lakers, hält dagegen: „Einige Spieler hatten Gefängnis-Kutten an – sie sahen aus wie Gangster.“ Der Liga geht es um ihr Image. NBA-Spieler sind unter den US-Athleten am schlechtesten zu vermarkten. Einiges deutet darauf hin, dass daran die Massenschlägerei beim NBA-Spiel am 11. November 2004 in Detroit schuld ist, bei der es zu elf Verhaftungen kam. Ron Artest (Indiana) wurde für den Rest der Saison (77 Spiele) suspendiert. Die Schuldigen waren schnell gefunden: junge, reiche schwarze Spieler, die einer Generation angehören, die keine Lust mehr hat sich anzupassen.

Dabei wünschte sich die NBA Ende der Neunzigerjahre Typen wie Artest. Nachdem die Liga die Dekade der Drogen- und Vergewaltigungsskandale hinter sich gebracht hatte, verschaffte ihr Michael Jordan in den Neunzigern das ersehnte Ansehen. Als er 1998 seine Karriere vorübergehend beendete, kamen „die Nachfolger aus der Hip-Hop-Generation“, sagt Jim Kahler, ehemaliger Marketing-Direktor der Cleveland Cavaliers, der „Los Angeles Times“. „Wir haben nach mehr Tattoos und einem anderen Kleiderstil gesucht.“ Doch dann kam die Prügelei von Detroit. Die TV-Quoten bei den Finalspielen waren in diesem Jahr 25 Prozent niedriger als 2004. Für David Stern Stoff genug, um die Liga neu einzukleiden.

Martin Fünkele

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