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Sport: Genug gehört

Der Junior hat genug. Der Eishockey-Spieler Lorenz Funk, Sohn des Olympia-Dritten von 1976 und heutigen Eishockey-Funktionärs Lorenz Funk, bekennt sich jetzt namentlich und öffentlich zu dem Insolvenzantrag, den er mit einigen Mannschaftskameraden gegen seinen Klub und Arbeitgeber Berlin Capitals gestellt hat.

Der Junior hat genug. Der Eishockey-Spieler Lorenz Funk, Sohn des Olympia-Dritten von 1976 und heutigen Eishockey-Funktionärs Lorenz Funk, bekennt sich jetzt namentlich und öffentlich zu dem Insolvenzantrag, den er mit einigen Mannschaftskameraden gegen seinen Klub und Arbeitgeber Berlin Capitals gestellt hat. Im Gespräch mit dem Tagesspiegel sagte Funk: "Wir Spieler wollen nicht mehr mit Leuten sprechen, denen wir nicht vertrauen." Und weiter: "Sechs oder sieben Mal haben sie uns erzählt, dass 1,5 Millionen Euro zur Rettung bereitstünden. Ich glaube nicht, dass es das Geld überhaupt gibt. Wenn wir Spieler nicht gegen so etwas vorgehen, dann machen wir uns doch lächerlich."

Zu lange hat der in finanziellen Schwierigkeiten steckende Unternehmer und Capitals-Anteilseigner Egon Banghard den Spielern Geschichten erzählt. Anfang Januar war es, da erkannte der Hauptgesellschafter der Capitals, dass eine Hand voll Schreibern "aus einer Mücke einen Elefanten machen will". Von wegen, sein Eishockey-Klub in finanzieller Schieflage: "Die Capitals standen noch nie so gut da wie jetzt." Ein paar Wochen später ist es wohl eher eine Elefantenherde denn ein Mückenschwarm, mit der es Banghard und sein Klub zu tun haben: Das Kommando hat bei den Capitals seit Montag der vorläufige Insolvenzverwalter, inzwischen haben auch zehn Spieler einen Insolvenzantrag gegen ihren zahlungsunwilligen Arbeitgeber gestellt. Einer von ihnen ist Lorenz Funk jr.

Was er und seine Mannschaftskameraden jetzt sehen, verspricht wenig. Zwar wurde vor wenigen Tagen mit Thorsten Weck ein neuer Geschäftsführer berufen, nur will der noch nicht handeln. Schon mit der ersten Amtshandlung könnte sich der Geschäftsführer im Sinne des GmbH-Gesetzes nämlich strafbar machen. Für eine Kapriole war Weck aber vor seiner Inthronisierung schon gut: Der Intimus von Banghard hatte aus eigener Tasche eine Rechnung für Ausrüstungsgegenstände der Spieler über einen Betrag von 10 000 Euro beglichen. Mit einem Scheck, der jetzt geplatzt ist.

Die Spieler kennen das. "Wenn jeder Aussage auch Geld gefolgt wäre, dann wäre ich jetzt Multimillionär", sagt einer, der seinen Namen nicht nennen will. Insbesondere Lutz Schirmer hat als Verbreiter froher Kunde in der Kabine der Capitals häufig seine Gastspiele. Mehr als ein Gast ist Schirmer allerdings auch nicht. Denn Schirmer, offiziell als Teammanager geführt, hat seit neun Monaten keinen Vertrag mehr bei den Capitals.

Geplatzte Schecks des Geschäftsführers, ein Manager ohne Vertrag? Da geht doch nichts mehr, oder? Doch, denn am Wochenende könnte es kunterbunt bei den Capitals werden. Sonntag sollen die Berliner in Hannover spielen. Die Mannschaft will trotz laufender Insolvenzanträge antreten. Spielen ist also einfach, hinkommen hingegen nicht. "Die dringlichste Frage ist momentan, wie wir den Bus für die Reise am Sonntag bezahlen", sagt ein Verantwortlicher der Capitals. "Denn leider fährt das Busunternehmen nur gegen Vorkasse."

Ein Ende nach vielen Schmerzen kündigt sich an. Am 14. März tagt die Gesellschafterversammlung der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Das Thema Capitals steht auf der Tagesordnung ganz weit oben. Nicht ausgeschlossen, dass die Berliner noch während der Saison vom Spielbetrieb der DEL ausgeschlossen werden. In diese Richtung hat sich DEL-Aufsichtsratsmitglied Wilfried Fabel schon geäußert. Trotzdem machte gestern auch wieder die frohe Kunde von der unmittelbaren Rettung der Capitals die Runde. Am Nachmittag traf sich Banghard mit Berliner Unternehmern, die den Capitals beispringen wollen. Oder etwa doch nicht?

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