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Undankbarer Sprung. 2012 verpasste Spiegelburg knapp eine Olympia-Medaille. Foto: dpa

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Sport: Genug von Platz vier Stabhochspringerin Silke Spiegelburg will

in Moskau endlich wieder etwas gewinnen.

Moskau - Ein wenig berührt wirkte Silke Spiegelburg schon, als das Vokal-Ensemble „Stimmalarm“ unlängst für ihren Sieg beim Stabhochsprung-Meeting in Jockgrim die Nationalhymne intonierte. Ist schließlich schon ein paar Jahre her, dass zu Ehren der Leverkusenerin die Hymne gespielt wurde. „2005 war das, als ich U20-Europameisterin geworden bin“, erinnert sich die 27-Jährige.

Drei Silbermedaillen bei kontinentalen Titelkämpfen und jede Menge vierte Plätze später wäre Silke Spiegelburg schon glücklich, wenn sie bei der Leichtathletik-WM aus nächster Nähe irgendeiner Hymne lauschen könnte. Egal welcher. Auf dem Siegertreppchen stand sie bei globalen Meisterschaften der Aktiven nämlich noch nie. Weil ihre Sehnsucht nach einer WM- oder Olympia-Medaille so oft enttäuscht wurde, kommt Silke Spiegelburg das Wort Medaille denn auch nicht über die Lippen. „Ich will ins Finale kommen“, sagt sie vor der Qualifikation an diesem Sonntag – dieses Ziel hat sie mit ihren Teamkolleginnen Carolin Hingst (Mainz), Kristina Gadschiew (Zweibrücken) und Lisa Ryzih (Ludwigshafen) gemeinsam. Aber Spiegelburgs innigster Wunsch lässt sich in einem anderen Satz erahnen. „Es wäre cool, wenn ich in Moskau persönliche Bestleistung springen würde“, sagt sie.

Seit vergangenem Jahr steht ihre Bestmarke bei 4,82 Metern, das ist deutscher Rekord. Die Höhe hat bei Weltmeisterschaften immer für einen Platz auf dem Podium gereicht. Trainer Leszek Klima spricht aus, was sich die Athletin verkneift: „Sie kann endlich ihre Medaille holen.“ Doch so einfach ist das ja nicht, das hat Silke Spiegelburg bei der WM-Generalprobe in London erfahren müssen. Ein Jahr nach ihrem vierten Platz bei Olympia blieb die Deutsche beim Diamond-League-Meeting neun Zentimeter unter ihrer Saisonbestleistung und wurde mit übersprungenen 4,63 Metern wieder Vierte – hinter der Kubanerin Yarisley Silva (4,83), Olympiasiegerin Jennifer Suhr aus den USA (4,73) und Weltmeisterin Fabiana Murer aus Brasilien (4,63). Und in Abwesenheit der russischen Weltrekordhalterin Jelena Issinbajewa, die zeitgleich bei den Meisterschaften des WM-Gastgeberlandes die Anlage im Luschniki-Stadion testete und 4,75 Meter überflog. Am Dienstagabend beim Finale fällt für den Superstar des Gastgeberlandes in Moskau der letzte Vorhang. Nach 30 Weltrekorden in der Halle und im Freien, zwei Olympiasiegen und zweimal WM-Gold macht die 31-jährige Issinbajewa Schluss.

Beerbt worden ist Issinbajewa schon längst. Bei Titelkämpfen vor allem von Jenn Suhr und Fabiana Murer, in der hochkarätigen Wettkampfserie von Silke Spiegelburg. Die Diamond League ist die Domäne der deutschen Vizemeisterin. Zweimal hat sie den Diamanten für die Punktbeste eines Stabhochsprung-Jahres bereits gewonnen. 2012 half ihr der Sieg, der mit einer Wildcard für die WM verbunden war, über viele Enttäuschungen hinweg. Vierte Plätze bei der Hallen-WM, der EM im Freien und Olympia. „Das letzte Jahr ist ein Tabu-Thema“, sagt sie.

Das Manko der Studentin für Gesundheitsökonomie, die im vergangenen Winter erstmals auf die Hallensaison verzichtete, ist die Stabilität bei Meisterschaften. Um die Blockade zu beenden, setzt sie nun auch auf das Geschick von Bundestrainer Andrej Tiwontschik, der sie zusammen mit Leszek Klima betreut. „Im hohen Bereich geht es um Kleinigkeiten. Es reicht manchmal schon, wenn mal eine andere Formulierung kommt“, sagt Silke Spiegelburg. Edelmetall statt Medaille, beispielsweise. Reinhard Sogl

Reinhard Sogl

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