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Sport: Genussvolle Rückkehr

HSV-Stürmer Emile Mpenza hilft beim 2:1-Siegtor gegen seinen alten Arbeitgeber Schalke 04 tatkräftig mit und freut sich diebisch

Wenn Schalke 04 bei der Heimniederlage gegen den Hamburger SV die deutsche Fußballmeisterschaft wieder einmal verspielt hat, dann hat ein früherer Liebling des Gelsenkirchener Publikums maßgeblich dazu beigetragen. Kurz vor Schluss, als die meisten Menschen im Stadion mit einem Unentschieden rechneten, nötigte Emile Mpenza seinen Widersacher Mladen Krstajic zum entscheidenden Fehler. Heftig bedrängt vom Hamburger Stürmer gab der serbische Verteidiger des FC Schalke dem Ball in der 87. Minute den letzten Kick zum 1:2, zugleich der Endstand. Inmitten seiner jubelnden Kollegen genoss Mpenza das Siegtor, als hätte er es selbst geschossen. Einst widmeten die Schalker Fans dem egozentrischen Belgier ein eigenes Lied, nun hat er sie im Kampf um den Meistertitel aus dem Takt gebracht. An diesem Tor mitgewirkt zu haben, war ihm offenkundig ein Vergnügen. Nach allerlei Verfehlungen, die oft in Verletzungen mündeten, war Mpenza einst im Unfrieden aus Schalke geschieden. Der Klub sagte ihm mehrmals unprofessionelles Verhalten nach und musterte ihn schließlich aus.

Beim Wiedersehen in der ausverkauften Arena zeigten sich die Schalker nachtragend: von den Fans in der Nordkurve, die jeden seiner Ballkontakte mit Pfiffen begleiteten, bis hinauf zum Manager. Rudi Assauer verbat es sich nach dieser schmerzlichen Niederlage, auf den ehemaligen Hoffnungsträger angesprochen zu werden. „Kommen Sie mir nicht mit Emile Mpenza. Er hat das Tor doch gar nicht geschossen. Für Schalke ist er gestorben, selbst wenn er jetzt in jedem Spiel vier oder fünf Tore macht. Es war richtig von uns, ihn abzugeben.“ Wenn Mpenza „frei im Kopf“ sei, hätte er das Zeug zu einem Spieler „von großer Klasse“, sagt Assauer. „Aber er hat sein Talent einfach weggeschmissen.“ In diesem Spiel war er zumindest frei genug, seinen früheren Arbeitgeber durch energisches Zweikampfverhalten im Strafraum beinahe aller Chancen auf den Meistertitel zu berauben.

Dieser Einsicht konnten und wollten die Schalker sich nicht verschließen. Ebbe Sand, einer der erfahrensten Profis der Mannschaft, hält den Titelkampf für entschieden. „Ich bin Optimist, aber wenn man sieht, daß die Bayern fünf Spieltage vor dem Saisonende sechs Punkte Vorsprung und das deutlich bessere Torverhältnis haben, muss man normalerweise sagen, das war’s.“ Auch Trainer Ralf Rangnick räumte ein, daß die Titelchancen seines Teams auf ein Minimum gesunken sind. „Für uns geht es nun darum, Platz zwei zu verteidigen.“

HSV-Trainer Thomas Doll hingegen fand es „schön zu sehen, was möglich ist, wenn die Mannschaft wie in der zweiten Halbzeit selbstbewusst nach vorne spielt“. Nachdem Gerald Asamoah die Schalker schon in der dritten Minute in Führung gebracht hatte, wirkte der HSV zunächst derangiert, schlug nach der Pause aber zurück – dank Wickys Kopfballtor (61.) und dank Mpenzas robustem Einsatz gegen Krstajic. „Wir haben an uns geglaubt und sind zurückgekommen“, sagt Doll.

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