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Georg Koch im Interview: „Ich will wieder spielen“

Georg Koch leidet noch unter seinem Knalltrauma nach einer Attacke mit einem Böller. Im Interview erklärt er, wie es weitergehen soll.

Herr Koch, am 24. August hat ein auf das Fußballfeld geworfener Knallkörper Ihr Leben verändert. Welche Erinnerungen haben Sie an das Wiener Lokalderby zwischen Rapid und Austria?

Ich wollte den Gegenstand aufheben, weil ich dachte, dass es nur ein Bengalisches Feuer sei. Als ich mich gebückt habe, ist es auch schon explodiert. Danach kann ich mich erst wieder daran erinnern, wie ich in der Kabine zu Bewusstsein gekommen bin. Was genau passiert ist, hab ich erst im Nachhinein registriert.

Wie geht es Ihnen jetzt, wie ist Ihr Gesundheitszustand knapp zwei Monate später?

Ich versuche gerade wieder, die nötige körperliche Verfassung zu kriegen. Bei Maximalbelastung habe ich aber immer noch ein Schwindelgefühl.

Wann, denken Sie, sind Sie wieder fit?

Das kann man nicht sagen. Es ist alles eine Frage der Zeit. Bei einem Knalltrauma kann es bei dem einen zwei Wochen und bei dem anderen ein paar Monate dauern. Wie es aussieht, dauert es bei mir etwas länger.

Haben Sie sich mit einem möglichen Karriereende und Alternativen befasst?

Ich könnte mir einiges im Bereich Fußball vorstellen. Ich habe aber den Wunsch, weiter zu spielen, weil ich das gelernt habe und es gerne mache. Das Leben danach ist aber auch kein Wunschkonzert. Ich versuche, die Gedanken an ein Karriereende so gut es geht zu verdrängen. Ich habe aber riesige Probleme damit.

In der Bundesliga verfolgt der DFB Anfeindungen von Fans gegen Hoffenheims Dietmar Hopp und versucht, diese zu unterbinden. Wie stehen Sie zu diesem Vorgehen?

Ich finde das richtig, dass der DFB sich einschaltet. Wenn man sich gegen solche Leute nicht wehrt, dann heißt es hinterher, wenn etwas passiert ist: Ach hätten wir damals mal etwas unternommen. Man muss Personen wie Dietmar Hopp, der sich ja auch für andere Dinge außer Hoffenheim einsetzt, schützen. In Zukunft werden die Vereine sowieso noch viel mehr auf solche Investoren angewiesen sein. Allein von Eintritts- und Fernsehgeldern werden sie sich nicht mehr finanzieren können.

Ist dies Verhalten seitens des DFB im Falle Hopps nicht etwas einseitig? Torhüter etwa werden fast bei jedem Spiel angefeindet.

Solche Schmährufe gehören auch mit dazu. Ich habe mit Kaiserslautern im Uefa-Cup gegen die Glasgow Rangers gespielt. Da waren die gegnerischen Fans einen halben Meter hinter dem Tor und haben uns aufs Übelste beschimpft. Aber da hat keiner gespuckt oder irgendetwas geworfen. So ein Theater ist gar kein Problem. Die Fans versuchen nur, den Gegner zu verunsichern, das gehört dazu. Aber man muss etwas gegen aggressive Leute unternehmen. Sonst macht man sich auch die Euphorie, die durch die WM entstanden ist, wieder kaputt. Das junge Fanpotenzial und auch die Frauen, die ins Stadion kommen, die braucht man. Feuerwerkskörper gefährden nicht nur die Spieler, sondern auch die Zuschauer.

Das Gespräch führte Jan Mohnhaupt.

Georg Koch, 36, bestritt 213 Erst- und 165 Zweitligaspiele in Deutschland. Zuletzt spielte er für den MSV Duisburg in der Bundesliga. Zurzeit steht er bei Rapid Wien

unter Vertrag.

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