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Sport: Gespielte Versöhnung

Vor einer Woche geriet Marcelinho mit Arne Friedrich aneinander, gegen den SC Freiburg führen sie Hertha BSC gemeinsam zu einem 3:1-Sieg

Berlin - In der Pause, auf dem Weg in die Kabine, gerieten Arne Friedrich und Marcelinho wieder aneinander. Der Brasilianer eilte Herthas Mannschaftskapitän hinterher, und als er ihn eingeholt hatte, umarmte er ihn. Es war bereits der dritte öffentliche Austausch von Zärtlichkeiten zwischen den beiden Streithanseln des vergangenen Wochenendes. Schon nach dem 1:0 und dem 2:0 hatten sich Marcelinho und das Opfer seines tätlichen Angriffs innig geherzt, beide Tore hatte der Brasilianer erzielt. Am Ende konnte der Berliner Fußball-Bundesligist vor der beschaulichen Kulisse von 33 291 Zuschauern im Olympiastadion einen 3:1-Sieg gegen den SC Freiburg feiern.

„Marcelinho hat in der ersten Halbzeit genau die Akzente gesetzt, die ich erwartet habe“, sagte Manager Dieter Hoeneß. Bemerkenswert war vor allem das 1:0 in der sechsten Minute. Herthas Führungstreffer nahm seinen Anfang mit einer Ecke – für Freiburg. Fredi Bobic, zum ersten Mal seit fünf Monaten wieder in der Anfangself, köpfte den Ball aus dem eigenen Strafraum heraus, Freiburgs Verteidiger Andreas Ibertsberger verschätzte sich, und Marcelinho startete aus der eigenen Hälfte einen Konter. Von kurz hinter der Mittellinie, noch im Anstoßkreis, schoss er dann aus gut 45 Metern aufs und – über Torhüter Golz hinweg – ins Freiburger Tor. „Es gibt zwei oder drei Prozent, die so etwas sehen und es auch noch ausführen können“, sagte Niko Kovac. „Dazu gehört Marcelinho.“

Es war eine fast berechenbare Reaktion des trotzigen Brasilianers auf die Kritik an seinem Verhalten – und eine kitschige Gesamtinszenierung ganz nach seinem Geschmack. Einmal applaudierte er fast ein wenig zu offensichtlich, als Friedrich einem Ball hinterhergespurtet war, sein Pass dann allerdings im Aus landete. Der Gipfel der Schwülstigkeit war aber Marcelinhos Kommentar nach dem Spiel: „Ich widme das erste Tor Arne Friedrich.“ Der wiederum hatte zumindest indirekt die Vorarbeit zu Marcelinhos zweitem Treffer, seinem 14. Saisontor, geleistet. Bei einem seiner vielen Vorstöße war Friedrich von Diarra gefoult worden. Den folgenden Elfmeter verwandelte Marcelinho zum 2:0, nach 20 Minuten schien die Begegnung entschieden. „Das hätte heute ein richtiges Lustspiel werden können“, sagte Hoeneß. „Die Freiburger waren in einer Verfassung, in der man sie hätte abschießen können.“

Doch Hertha versäumte diese günstige Gelegenheit, weil die Mannschaft etliche gute Chancen vergab, vor allem Fredi Bobic. Die beste Möglichkeit hatte er gleich nach der Pause. Alexander Madlung lief aus der eigenen Hälfte los, spielte einen feinen Pass in den Lauf von Bobic, doch der verfehlte frei vor dem Tor das Ziel. „Am Anfang der zweiten Halbzeit waren wir nicht so konzentriert“, sagte Marcelinho. Vor allem in der Defensivarbeit ließ die Mannschaft die nötige Entschlossenheit vermissen. Dieser Mangel hatte sich schon zu Beginn des Spiels angedeutet, doch erst in der zweiten Halbzeit spielte der Tabellenletzte aus Freiburg mit erkennbarem Willen nach vorne und kam dadurch relativ mühelos zu einigen guten Chancen. „Wir haben den Gegner praktisch eingeladen“, sagte Hoeneß.

Erst beim dritten Mal folgte Freiburg der Einladung. Der fahrige Gilberto ließ sich von Bajramovic überlupfen und spitzelte den Ball dann auch noch zu Samuel Koejoe, der aus elf Metern zum 1:2 traf (73. Minute). Kurz darauf hatte der Torschütze sogar die Chance zum Ausgleich, sein Kopfball flog jedoch über das Tor. „In der zweiten Halbzeit haben wir leider ein paar Gänge zurückgeschaltet“, sagte Herthas Kapitän Arne Friedrich. Immerhin reichte es auch so, zumal Kovac in der letzten Minute das 3:1 köpfte – nach einem Freistoß von Marcelinho. „Als Trainer bin ich sehr, sehr froh, einen solchen Spieler in der Mannschaft zu haben“, sagte Falko Götz über den Brasilianer. Zumindest ist er es jetzt wieder.

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