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Sport: Geständnisse zum Billigtarif

Frank Bachner erwartet von Dopingsündern erheblich mehr

Klingt doch richtig edel und reumütig, auf was Erik Zabel da verzichten will, freiwillig natürlich. Die grandiose Eröffnungsfeier. Die unvergleichliche Atmosphäre. Das pulsierende Dorf bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking. Zabel büßt mit seinem Olympia-Verzicht für seine Dopingvergangenheit. Klingt gut, tut aber nicht wirklich weh. Wer weiß denn, ob sich Zabel überhaupt für Peking qualifiziert hätte? Ein Verzicht auf die WM in Stuttgart im September, auf unzählige jubelnde Fans in der eigenen Heimat, die dem Sprinter das Gefühl suggerieren, dass er doch noch ein Idol ist, das wäre ein echter, schmerzhafter Preis gewesen. Den zahlt er aber nicht.

Auch Rolf Aldag, Zabels alter Kumpel vom Team Telekom, zahlt keinen hohen Preis. Aldag hat Doping gestanden, aber Sportchef des Team T-Mobile ist er geblieben. Wäre er konsequent, hätte er nicht bloß seinen Rücktritt anbieten, sondern auch vollziehen müssen. Zudem kamen die Geständnisse auch nur, weil der ehemalige Betreuer Jef d’Hont mit seinen Enthüllungen Druck gemacht hatte.

Walter Godefroot, der frühere Telekom-Sportchef, müsste den größten Preis zahlen. Ein Geständnis würde sein Lebenswerk ruinieren und sein Konto – Stichwort Schadensersatz – ausdünnen. Also gibt er gar nichts zu, obwohl seine angebliche Unwissenheit geradezu lächerlich klingt. Aber alle wollen eben weich fallen. Das nützt ihnen. Der Antidopingarbeit, für die sich jetzt Zabel und Aldag einsetzen wollen, nützt es herzlich wenig.

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