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Sport: Gestern vorn und heute zu Hause Jens Voigt hat sich von der Tour verabschiedet

Berlin - Am Donnerstag hatte Jens Voigt seinen Humor wiedergefunden. „Vielleicht ist es besser für meine Gesundheit, dass die Tour ohne mich weitergeht“, sagte der Radprofi aus Berlin.

Berlin - Am Donnerstag hatte Jens Voigt seinen Humor wiedergefunden. „Vielleicht ist es besser für meine Gesundheit, dass die Tour ohne mich weitergeht“, sagte der Radprofi aus Berlin. Vier Tage zuvor noch hatte Voigt seinen ganz großen Auftritt bei der Tour de France gehabt. In der für ihn so typischen flapsig und oft auch geistreichen Art hatte der Berliner lächelnd, aber auch bescheiden darüber geplaudert, was der Gewinn des Gelben Trikots für ihn bedeutete.

Dauerhaft habe er Bjarne Riis, seinen Kapitän beim CSC- Team genervt. „Ich habe ihn jeden Tag gefragt: Bjarne, darf ich fahren? Seine Antwort war immer nein. Aber am Sonntagmorgen hat er mich endlich losgelassen.“ Hinter dem 33 Jahre alten Radprofi lag das Glück des Flüchtigen: Auf der neunten Etappe war er den Favoriten davongefahren und hatte sich die Führung in der Gesamtwertung gesichert. Es war aber ein flüchtiges Glück: Nur drei Tage später schied er bei der Tour aus. Am Dienstag erreichte er den Zielort Briançon völlig erschöpft mit über 46 Minuten Rückstand auf Etappensieger Winokurow. Der deutsche Profi hatte damit das von der Tour-Leitung vorgeschriebene Zeitlimit überschritten. 42 Sekunden war Voigt am Mittwoch zu langsam. Er hatte sich umsonst geschunden auf der schweren Alpenetappe. Schon am Morgen hatte er geahnt, dass die Tour für ihn ein jähes Ende finden könnte. „Ich will heute nur ankommen“, hatte Voigt gesagt. „In der Nacht hatte ich Schüttelfrost und 40 Grad Fieber.“ Die Infektion habe er vermutlich auf der neunten Etappe bekommen. „Dieser Ritt hat sehr viel Kraft gekostet.“

Bereits am Dienstag, als er über eine halbe Stunde später als Sieger Valverde und Lance Armstrong ins Ziel kam und die Führung an den US–Amerikaner verlor, war Voigt mit seinen Kräften am Ende. Trotzdem hatte er den Fans auf der Fahrt noch freundlich zugewinkt. Voigt genoss es, für einen Tag ein großer Star der Tour zu sein. Denn ansonsten ist seine Aufgabe bei CSC eingeengt. Mitunter darf er mit seinen schon obligatorischen Ausreißversuchen die Konkurrenz ein wenig ärgern, ansonsten muss er seinen Kapitän Ivan Basso bei dessen Ambitionen auf den Gesamtsieg unterstützen. Das hatte Teamchef Riis auch am Sonntag noch einmal klar formuliert.

Voigt war bei der Frankreich-Rundfahrt bereits zum achten Mal seit 1998 am Start. Erst zum zweiten Mal nach 2003 kommt er nun nicht ins Ziel von Paris. Schon vor vier Jahren hatte er das Gelbe Trikot bei der Tour einmal erobern können, es aber wie diesmal nach nur einer Etappe wieder verloren. Den Rest der Tour will sich Voigt nun im Fernsehen ansehen. Er sei ausgebrannt. Bliebe er in der Nähe des CSC-Teams, bestehe die Gefahr, dass seine Teamkollegen sich bei ihm anstecken könnten, sagte er. Immerhin kann er das zweite Gelbe Trikot seiner Karriere mit nach Hause nehmen.

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