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Gestörte Kommunikation: Trügerischer Jubel beim FC Bayern

Nach dem hohen Sieg in Lissabon macht vor allem Daniel van Buyten seinen Frust über Trainer Klinsmann öffentlich. Er fühlt sich, "als würde ich gegen eine Wand laufen".

Der Frust saß schon beim Anpfiff tief. Und man kann sich gut vorstellen, wie aus diesem Frust während des Spiels Zorn gedieh. Jeder Fehler, der seinem Konkurrenten Martin Demichelis unterlief – und es waren einige –, muss ein Stich für das Gerechtigkeitsempfinden des Daniel van Buyten gewesen sein. Dass er beim 5:0 bei Sporting Lissabon in der 78. Minute für den angeschlagenen Lucio eingewechselt wurde, machte nichts besser. Nach der Partie machte der Innenverteidiger des FC Bayern seinen Zorn öffentlich.

Er beschrieb, wie Trainer Jürgen Klinsmann ihm in den Tagen vor dem Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League mehrmals einen Platz in der Startelf zugesichert habe. Erst in der Mannschaftssitzung vor dem Spiel habe er erfahren, dass Demichelis spielen würde. „Es ist, als würde ich gegen eine Wand laufen. Der Trainer ist der Chef, aber es ist sehr schwierig, das zu schlucken. Keine Ahnung, wie lange ich das noch durchhalte“, klagte van Buyten. Man kann diese Worte als Jammerei abtun. Aber sie zeugen wieder einmal von der gestörten Binnenkommunikation beim FC Bayern. Komplettiert wird das Kapitel durch die Aussagen des Trainers. Er habe van Buyten zwar gesagt, „dass er verdient hätte zu spielen“, sagte Klinsmann, sich dann aber anders entschieden. Van Buyten sei „erstklassig“ mit der Rückstufung umgegangen. Vielleicht hat Klinsmann hier schlicht die Unwahrheit gesagt. Es spricht allerdings auch einiges dafür, dass der Cheftrainer über die Befindlichkeiten seiner Spieler nicht im Bilde ist.

Kürzlich leistete Klinsmann einen Beitrag zum Dauerbrennerthema „Vertragsverlängerung von Mark van Bommel“. Er gehe davon aus, dass der Niederländer bleibe – trotz der Verpflichtung von Anatolij Timoschtschuk: „Ich habe mit Mark darüber gesprochen.“ Kurz darauf erklärte van Bommel: „Ich weiß nicht, woher er das hat.“ Er habe zuletzt vor dem Pokalspiel in Stuttgart im Januar mit Klinsmann gesprochen, „da hat er mir gesagt, dass er mich behalten will“. Wie Klinsmann zu seiner Aussage kommt? „Vielleicht hat ihn in den letzten Wochen eine Euphorie gepackt.“ Zur eklatant umgestellten Taktik der Bayern in Lissabon befragt, antwortete er: „Wir haben gemeinsam entschieden, dass wir defensiver spielen.“ Ein Satz, der die Autorität des Trainers unterminiert. Zuletzt war durchgesickert, dass einige Spieler klare Vorgaben und Spielanalysen vermissten.

Wer auch immer vor der Partie in Lissabon die Vorgaben gemacht hat: Die Bayern wirkten deutlich besser sortiert als zuletzt in der Bundesliga. Weil die Bayern so fixiert auf taktische Disziplin waren, ging ihnen allerdings Esprit im Angriff verloren. Erst zwei glückliche Umstände lösten die Blockade: Kurz vor der Pause ermöglichte Derleis Fehlpass Franck Ribéry das 1:0. Und das 2:0 durch Miroslav Kloses Lendeneinsatz hätte wegen Abseits aberkannt werden müssen. Der restliche Spielverlauf hatte wenig mit Champions- League-Niveau zu tun. Ribéry per Foulelfmeter und zweimal Toni besorgten den Endstand. „Heute war fast jeder Schuss drin. Wir haben alles Glück der Welt gehabt“, sagte Manager Uli Hoeneß.

Obwohl nun de facto das Viertelfinale und damit das erste Saisonziel erreicht ist, kam keine Jubelstimmung auf. Voller Respekt schaut Uli Hoeneß auf die Bundesliga. „Jetzt können wir uns mit etwas weniger Nervenflattern nach Bremen begeben. Aber dieser Sieg ist nur eine tolle Geschichte, wenn wir dort nachlegen.“ Jürgen Klinsmann muss bis dahin wohl noch ein paar Einzelgespräche führen.

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