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Sport: Gestrandet in Berlin

Die nächste Beachvolleyball-WM könnte in Deutschland sein

Berlin. Britische Fußball-Liebhaber singen ja gern mal davon, dass ihre Sportart nach Hause kommt, wenn die Kicker ein internationales Großereignis auf der Insel austragen. Die Gemeinde der Beachvolleyballer dürfte solche Gefühle entwickeln, wenn sie sich auf den Weg nach Rio macht. Brasilien sieht sich nicht nur als Geburtsstätte des Strandspektakels, sondern ist für die Beachvolleyballer das gelobte Land. Nirgendwo gibt es bessere Spieler und bessere Spielmöglichkeiten als dort.

Heute erfolgt an der Copacabana der erste Aufschlag zur Weltmeisterschaft, und dennoch wird zumindest hinter den Kulissen mehr über die Metropolen Los Angeles und Berlin debattiert. Der Grund dafür ist ein sportpolitischer: Der Volleyball-Weltverband FIVB erwägt, Kalifornien die Austragung der WM 2005 wegzunehmen und sie nach Deutschland und damit an Berlin zu vergeben: Das bestätigt Werner von Moltke, Präsident des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV). „Es gibt eine konkrete Anfrage seitens der FIVB.“ Damit, so ist zu vernehmen, ziehe die FIVB Konsequenzen aus ihrer Verärgerung über den Verlauf des Grand-Slam-Turniers im September. Mangelhafte Organisation, schlechte Promotion, kaum Zuschauer – so lauten die Hauptvorwürfe an die Veranstalter in Los Angeles.

Würden die Macher des Weltverbandes tatsächlich die erwogenen Konsequenzen ziehen, wäre die lange Geschichte um die Vergabe der WM 2005 um ein weiteres Kapitel reicher: Ursprünglich hatte Berlin den Zuschlag erhalten, doch plötzlich wurde Los Angeles vorgezogen, während Berlin mit der WM 2007 abgefunden wurde. Eine strategische Entscheidung mit dem Ziel, die Kräfte des Weltverbandes und der amerikanischen Profiorganisation AVP zu bündeln. Zwischen den mächtigsten Säulen im Beachvolleyball sollte mit der Vergabe der WM und anderer Großturniere ein engeres Band geknüpft werden. Nun droht eine neue Eiszeit zwischen den verfeindeten Lagern.

Solche Ränkespiele auf dem Funktionärsparkett interessieren die deutschen Beachvolleyballer eher wenig. Sie sind in Rio mit insgesamt acht Teams vertreten, wobei den Frauen beim Turnier die geringeren Chancen eingeräumt werden. Mit den Europameisterinnen Stephanie Pohl und Okka Rau (Kiel) sowie Susanne Lahme und Danja Müsch (Köln) hat der DVV zwar zwei solide Teams, aber zum Sprung nach ganz vorn dürfte es kaum reichen. Günstiger erscheinen da schon die Aussichten bei den Männern. Markus Dieckmann und Jonas Reckermann aus Köln haben sich in diesem Sommer als Weltranglistenvierte weit nach vorn geschmettert.

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