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Sport: Gestützt, nicht gestürzt

Gerhard Mayer-Vorfelder bleibt DFB-Präsident

Berlin - Gerhard Mayer-Vorfelder tat, was er in kritischen Situation nicht immer getan hat: Er betrat die Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) demonstrativ durch den Haupteingang, und auf dem Weg zur außerordentlichen Präsidiumssitzung gab er die ersten Interviews des Tages. „Ich weiß nicht, wer die Lawine losgetreten hat“, sagte der DFB-Präsident. „Spiegel online“ hatte tags zuvor berichtet, bei der Sitzung solle Mayer-Vorfelders Abwahl durch einen außerordentlichen Bundestag eingeleitet werden. Aber auch am Abend konnte der Präsident das Gebäude wieder durch den Haupteingang verlassen. Vizepräsident Engelbert Nelle verkündete nach der Sitzung: „An der Doppelspitze hat nie jemand gezweifelt.“

Nur die Aufgaben zwischen Mayer- Vorfelder und dem geschäftsführenden Präsidenten Theo Zwanziger wurden neu geregelt und klar voneinander abgegrenzt. Dadurch sollen Reibungsverluste vermieden werden. Für die Talentförderung ist künftig Zwanziger zuständig. Auch die Nationalmannschaft fällt in sein Ressort, allerdings erst nach der WM 2006. „Mit dieser Absprache kann ich gut leben“, sagte Mayer-Vorfelder. Sein Ziel, mit der Weltmeisterschaft seine Funktionärskarriere zu beenden, wird von der Vereinbarung nicht gefährdet.

Ein außerordentlicher DFB-Bundestag ist in der Tat für Ende April geplant. Bei dem soll es jedoch nur um den Schiedsrichterskandal gehen, nicht um die Entmachtung Mayer-Vorfelders. In einer Erklärung des DFB heißt es dazu: „Mit Nachdruck stellte das DFB-Präsidium am heutigen Dienstag fest, dass das Thema der Doppelspitze beim außerordentlichen Bundestag Ende April 2005 kein Tagesordnungspunkt sein wird.“ Die Meldung von „Spiegel online“ sei also „wie immer halb wahr“ gewesen, sagte Werner Hackmann, der Vorsitzende der Deutschen Fußball-Liga.

Ein Sturz Mayer-Vorfelders ist laut Hackmann während der gestrigen Sitzung nicht behandelt worden. Den Präsidenten habe er dann auch als sehr gelassen erlebt, die Stimmung sei allerdings schon mal besser gewesen. Ob die Meldung vom Sturz Mayer-Vorfelders reine Spekulation war oder eine gezielte Indiskretion aus Präsidiumskreisen, ist daher unklar. „Keiner will es gewesen sein“, sagte Hackmann. In der Einladung vom vorigen Freitag war die Neuaufteilung der Kompetenzen als Tagesordnungspunkt bereits aufgeführt worden. Möglicherweise sei daran hochgezogen worden, „dass man in der Doppelspitze nicht zurechtkommt“, vermutet Vizepräsident Hans-Georg Moldenhauer. „Ich hoffe, dass das jetzt ausgeräumt ist.“

Vizepräsident Franz Beckenbauer, der die Doppelspitze in der vorigen Woche kritisiert hatte, hielt sich gestern zurück und wertete die Beschlüsse als „Schritt in die richtige Richtung“. Theo Zwanziger sagte über die Zusammenarbeit mit Mayer-Vorfelder: „Wichtig ist uns, dass die Doppelspitze trotz manch kritischer Stimmen funktioniert.“ Das Vertrauensverhältnis sei nach wie vor gut.

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