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Sport: Gesundheitsgefahr

Hertha BSC hat ein bisschen Angst vorm Versagen

Berlin Abstiegskampf gefährdet Ihre Gesundheit. Dieter Hoeneß, der Manager von Hertha BSC, hat das in den vergangenen Wochen am eigenen Leib erfahren. Kaum eine Nacht, in der er länger als drei Stunden geschlafen hat, und weil er in ungesunden Zeiten etwas für seine Gesundheit tun wollte, hat Hoeneß angefangen zu joggen. Das Laufen war nicht nur gut für seinen Körper, sondern auch für die Seele. Passanten, denen Hoeneß beim morgendlichen Joggen um den Schlachtensee begegnet ist, haben ihm optimistisch zugenickt oder ihm zugerufen: „Ihr packt das!“ In dieser Woche, nach Herthas 6:2-Sieg gegen Dortmund, hat die Zuversicht sogar noch einmal zugenommen. Es kann ja nichts mehr schief gehen.

„Egal, wo man in Berlin hinkommt. Egal, wer einen anruft – jeder gratuliert einem schon“, sagt Hoeneß. Was soll schon noch passieren? Wenn Hertha am Samstag im Auswärtsspiel bei 1860 München einen Punkt holt, ist die Mannschaft gerettet; wenn sie verliert, hat sie eine Woche darauf gegen den Absteiger 1. FC Köln noch eine zweite Chance. „Die Lage war selten so übersichtlich“, sagt Herthas Trainer Hans Meyer.

Die Zuversicht wird noch genährt durch die Nachrichten, die 1860 München in den vergangenen Tagen ausgesandt hat. Torhüter Hofmann und Verteidiger Kurz sind gesperrt, der Trainer zweifelt, ob er weitermacht, die Existenz des Vereins wäre bei einem Abstieg nachhaltig gefährdet, und überhaupt: Was soll man von einem Klub erwarten, der nicht mal in der Lage ist, seine Spieler mit richtigen Trikots auszurüsten? Torben Hoffmann hat am Sonntag in einem Trikot gespielt, auf dessen Rücken Hofmann stand.

Vor ein paar Wochen hätte Berlin bei der Aussicht, dass Hertha sich schon am vorletzten Spieltag den Verbleib in der Fußball-Bundesliga sichern kann, noch vor Freude getanzt. „Es ist ja schön“, sagt Hoeneß, „aber mir gefällt die ganze Atmosphäre nicht. Es ist alles Friede, Freude, Eierkuchen, zu nett, zu entspannt. Ich bin sehr skeptisch. Das geht ruckzuck. Hoffentlich ist das jedem klar.“

Trainer Meyer kennt „genügend Beispiele, wo gedanklich im Hinterkopf viel zu früh gefeiert wurde“. Unvergessen ist das Saisonfinale 1998/99, als am Ende nicht die Tordifferenz, sondern sogar die Anzahl der geschossenen Tore über den Klassenverbleib von Eintracht Frankfurt und den Abstieg des 1. FC Nürnberg entschieden hat. Nach dem 32. Spieltag lagen die Nürnberger auf Rang 13 und fünf Punkte vor einem Abstiegsplatz. Hertha besitzt als 14. zurzeit vier Punkte Vorsprung auf 1860 München. Im vergangenen Jahr hatte Arminia Bielefeld nach dem 30. Spieltag bereits 36 Punkte, lag fünf vor Bayer Leverkusen – und holte in den vier Spielen bis zum Saisonende keinen einzigen mehr hinzu. Bayer blieb in der Liga, Bielefeld stieg ab.

Was Trainer Meyer bedrückt, ist, dass Hertha in ähnlich komfortablen Situationen „in diesem Jahr schon zweimal versagt hat“, im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt und vor zwei Wochen in Schalke. „Die Nerven haben uns in der einen oder anderen Phase schon mal verlassen“, sagt Meyer. „Aber ich gehe davon aus, dass die Nerven bei den Sechzigern noch mehr angespannt sind. Diesen Aspekt muss man nutzen.“

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