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Laudrup

© dpa

Getafe: Trainingslager für Talente

Bescheidene Mittel, aber trotzdem erfolgreich: Der FC Getafe will im Uefa-Cup die Bayern ärgern. Die nehmen den Gegner aus Madrid noch auf die leichte Schulter. Für Bayern-Präsident Franz Beckenbauer sind die Spanier ein Haufen "Nobodys".

Bernd Schuster sehe in Michael Laudrup sein großes Vorbild, behauptete „El Mundo Deportivo“ kürzlich süffisant und veröffentlichte als Beweis ein Foto mit dem neuesten Haarschnitts des Trainers von Real Madrid: Schuster trägt die blonden Haare jetzt im Nacken kürzer und vorne dynamisch nach oben geföhnt – so wie Laudrup. Bisher schien der ehemalige dänische Nationalspieler eher Schuster zu folgen, zuerst als Spieler beim FC Barcelona und bei Real Madrid und nun als Trainer beim FC Getafe. Der Frisurenvergleich war etwas gehässig. Denn während Schuster als Coach der Königlichen immer wieder harsche Kritik einstecken muss, werden Laudrup und sein Klub gefeiert – für eine Erfolgsgeschichte, die bereits unter Schuster begonnen hat. Der FC Getafe, der Verein aus einer grauen Schlafstadt südlich von Madrid, steht zum zweiten Mal in Folge im spanischen Pokalfinale und fordert heute im Uefa-Cup-Viertelfinale (20:45, live auf Sat.1) Bayern München heraus.

Für einen Klub, der erst seit 2004 in der ersten Liga spielt und mit 30 Millionen Euro immer noch ein sehr bescheidenes Budget hat, ist das eine beachtliche Leistung – noch dazu, weil kaum ein Profi länger als zwei Spielzeiten bleibt. Getafe ist so etwas wie das Trainingslager für die jungen Talente der Primera Division. Derzeit stammen 14 Spieler im Kader aus den Nachwuchsabteilungen der Großen, die meisten sind nur geliehen. In diesem Sommer kamen der 20-jährige Esteban Granero, in dem manche schon den neuen Guti sehen, und Regisseur Ruben de la Red von Real Madrid. Angeblich will Madrid de la Red noch in diesem Jahr zurückholen, auch Granero sehen einige schon im weißen Trikot.

Um unter solchen Umständen ein Team zu formen, braucht es Kunstfertigkeit. Und die haben alle drei Trainer der letzten Jahre bewiesen: Laudrup, Schuster und Quique Sanchez Flores, der danach zum FC Valencia ging. „Quique hat das Fundament gelegt, unter Schuster kam der Qualitätssprung und Laudrup perfektioniert das System,“ sagt Innenverteidiger David Belenguer, der einzige, der seit dem Aufstieg in die erste Liga dabei ist. „Wir wollen raus, nach vorne, ran an den Ball“, umschrieb der argentinische Torwart Roberto Abbondanzieri den Getafe-Stil einmal.

„Hacemos piña – wir halten zusammen“, lautet das Motto des Teams, das sich schon eine Stunde vor Trainingsbeginn trifft, um gemeinsam zu frühstücken. Präsident Angel Torres handelt jeden Spielervertrag persönlich aus; zu seinen Trainern pflegt er ein freundschaftliches Verhältnis, ohne sich ins Tagesgeschäft einzumischen. Dass sein Verein so auch zum Karrieresprungbrett für die Trainer wurde, bereitet Torres kein Kopfzerbrechen. „Laudrup endet wahrscheinlich bei Madrid oder Barca, je nachdem, wer die Liga verliert“, verriet er der Zeitung „As“ und fügte spitzbübisch hinzu: „Vielleicht kommt dann ja Quique zurück.“

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