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Schweigen nach dem Verbrechen in Almere.

© AFP

Getöteter Linienrichter: Hollands Fußball schweigt

Im Gedenken an die tödliche Prügelattacke auf einen Linienrichter begannen alle Profispiele in Holland am Wochenende mit einer Gedenkminute. 12 000 Menschen nahmen zudem am Sonntagabend an einem Schweigemarsch in Almere teil.

Als auf den großen Videoschirmen das Foto des getöteten Linienrichters Richard Nieuwenhuizen erscheint, wird es still in der Amsterdam Arena. Am Samstagabend schweigen 50 000 Fans auf den Tribünen 60 lange Sekunden. Die 22 Spieler von Ajax Amsterdam und des FC Groningen und die Schiedsrichter tragen Trauerflor. Auf der Tribüne umarmen sich die Vorstandsmitglieder des SC Buitenboys, der Club des getöteten Linienrichters.

Der gesamte niederländische Fußball stand am Wochenende im Zeichen des Todes des 41 Jahre alten Nieuwenhuizen. Alle Profispiele begannen mit einer Schweigeminute, Spieler und Schiedsrichter trugen Trauerflor. Nieuwenhuizen war vor einer Woche in Almere bei Amsterdam misshandelt worden und erlag am Montag seinen Verletzungen.

Mit Fackeln und Rosen zogen rund 12 000 Niederländer am Sonntagabend schweigend durch Almere. „Ohne Respekt kein Fußball“ stand auf Transparenten. „Lieber Papa, wir vermissen dich“, sagte sein Sohn Alain mit Tränen in einer kurzen Ansprache: „Sinnlose Gewalt hat in den Niederlanden nie das letzte Wort.“ Von einem „schwarzen Kapitel“ sprach der Vorsitzende des niederländischen Fußballbundes KNVB, Michael van Praag. „Dies darf nie wieder geschehen.“ Viele Familien mit Kindern, Vertreter der Regierung und die Bürgermeister von Amsterdam und Almere nahmen an dem Schweigemarsch teil. Auch in den Stadien im ganzen Land hatten Fans mit Transparenten ihre Anteilnahme bezeugt. Schiedsrichter bekamen Blumen.

Respekt müsse länger dauern als eine Minute, mahnte Ajax-Trainer Frank de Boer stellvertretend für viele im niederländischen Fernsehen. „Jeder kapiert nun, dass Respekt dringend nötig ist. Wir müssen dafür sorgen, dass das nach einer Woche nicht langsam wegsackt.“ Der Aufruf zu Respekt müsse auch auf dem Feld gelten, sagten Profis. „Man hat immer irgendwelche Kommentare über Entscheidungen der Schiedsrichter“, sagte Ajax-Kapitän Siem de Jong. „Aber wir wollen das so wenig wie möglich tun.“ Robert Maaskant vom FC Groningen betonte: „Wir alle, auch Begleiter und Eltern, müssen zurück zu normalen Umgangsformen.“ Der KNVB hatte alle rund 33 000 Amateurspiele abgesagt und die Clubs zu Aktionen gegen Gewalt und Aggression aufgerufen. Die Vereine hatten ihre Clubhäuser für Gespräche und Gedenkfeiern geöffnet.

Es gab aber auch Kritik am KNVB. Auch die Profispiele hätten abgesagt werden müssen, sagte der Coach von Feyenoord Rotterdam, Ronald Koeman, und Trainer Dick Advocaat vom PSV Eindhoven. Der KNVB wies das zurück. „Dies ist ein viel stärkeres Signal, als wenn wir alle mit einer Tüte Chips einen Film gucken“, sagte KNVB-Direktor Bert van Oostveen im Fernsehen. (dpa)

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