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Sport: „Gewalt wie im Ghetto in den USA“

Herr Pilz, hat Sie die kollektive Randale in der Nacht überrascht?Nein.

Herr Pilz, hat Sie die kollektive Randale in der Nacht überrascht?

Nein. Ich bin eher verwundert, dass ein überforderter Polizist einfach einen jungen Menschen erschießt.

Wie wurde aus einer kleinen Parkplatzprügelei, bei der die tödlichen Schüsse fielen, landesweiter Krawall?

Es war ein Ventil, das jede Woche unter Druck steht und sich nun geöffnet hat. Da haben sich Ultra-Szenen verbrüdert, die sich sonst selbst attackieren würden. Am Tag, als einer von ihnen erschossen wurde, haben sie das gemeinsame Feindbild Nummer 1 angegriffen: die Polizei. Es geht ähnlich emotional her wie in den Ghettos in den USA, wenn Schwarze von Polizisten verprügelt werden. Da solidarisieren sich auch verfeindete Gangs.

Ist das auch in Deutschland so?

Ja, bei Länderspielen etwa unter Hooligans – wir nennen das temporäre Kampfgemeinschaften.

Die deutschen Ultras …

… sind schwer zu vergleichen mit den italienischen. Die deutsche Szene ist eher unpolitisch und nicht so straff und radikal organisiert wie die italienische.

Wie ist Gewalt zu verhindern?

Indem Polizei und Verbände nicht über Fans reden, sondern das Gespräch mit ihnen suchen. Der DFB unter Präsident Zwanziger wählt den Weg des Dialogs – das ist klug und richtig. Nur mit Gewalt gegen Gewalt kommen wir nicht voran.

Das Gespräch führte André Görke.

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