zum Hauptinhalt

Sport: Gewarnter Sieger

Nach dem 2:1 im UI-Cup-Finale wird Ailton zum „Fußballer des Jahres“ gewählt

Am Ende wussten die Schalker das Spiel und vor allem das Ergebnis nicht so recht einzuordnen. Sollten sie sich über ihre ansehnliche Leistung freuen? Oder sollten sie sich grämen, weil sie ihr Finalhinspiel im UI-Cup gegen Slovan Liberec nur 2:1 gewonnen hatten? Torhüter Frank Rost, der Tomasz Waldoch als Kapitän abgelöst hat, versuchte das Resultat als nützliche Warnung zu deuten. „Wenigstens besteht nicht die Gefahr, dass wir nach Liberec fahren und denken, dass wir schon weiter sind.“ Weiterzukommen hieße, nach dem Rückspiel am 24. August in Liberec die erste Runde des Uefa-Pokals zu erreichen. Das ist trotz der dünnen Grundlage möglich und angesichts der Schalker Schulden auch nötig.

Immerhin eine ganz und gar gute Nachricht gab es am Tag nach dem Spiel. Schalkes neuer Star Ailton, der gegen Liberec ein Tor erzielt hatte, wurde am Mittwoch zu Deutschlands „Fußballer des Jahres“ gewählt – als erster Ausländer überhaupt. Der 31 Jahre alte Brasilianer war in der Vorsaison bei Werder Bremen Torschützenkönig, Meister und Pokalsieger geworden.

Wie schnell der neue Spielwitz, den Ailton und seine Schalker gegen Liberec zeigten, allerdings in Depression umschlagen kann, erläuterte Manager Rudi Assauer kurz nach dem Abpfiff. „Ein Sonntagsschuss in den Winkel, und du bist draußen.“ Als wäre das Ergebnis nicht Warnung genug, versuchte Stanislav Griga, der Trainer von Slovan Liberec, auf listige Art, die Westfalen in Sicherheit zu wiegen. Er nannte den Ausgang der Partie „schmeichelhaft“ für seine Elf und behauptete, gemessen an der Qualität der Spieler „bleibt Schalke der Favorit“.

Bevor die letzte Viertelstunde der munteren Begegnung anbrach, war nicht absehbar gewesen, dass die Heimelf noch in Schwierigkeiten geraten könnte. Schalke steuerte einem Sieg entgegen, dessen Höhe nur nach oben offen schien. Die Treffer der beiden Stürmer Ailton (26. Minute) und Asamoah (43.) hätten eine stabile Grundlage für das Rückspiel geschaffen, wenn die Gelsenkirchener ihrem Gegner bei dessen einzigem Angriff nicht unfreiwillig geholfen hätten. Das Tor der Tschechen war buchstäblich ein Ausrutscher: Nils Oude Kamphuis geriet ins Straucheln und verpasste eine nicht übermäßig raffinierte Flanke, prompt war Tomas Zapatocny zur Stelle und erzielte den Treffer, der Slovan Liberec wieder eine Perspektive eröffnet (75.). „Der Gegner hat seine Chance eiskalt genutzt“, sagte der Schalker Trainer Jupp Heynckes. „Das Rückspiel ist offen, aber wir sind in der Lage, es zu gewinnen.“

Oude Kamphuis machte mit seinem Fehltritt die Abwehr wieder zum neuralgischen Punkt, mag sie vorher unter Leitung des erstmals eingesetzten Brasilianers Bordon noch so souverän gewirkt haben. Doch es gab auch andere Gründe dafür, dass Schalke nicht so klar gewann, wie es lange Zeit ausgesehen hatte. Die Offensivspieler ließen zu viele Möglichkeiten ungenutzt. „Wenn ich zehn Chancen habe, muss ich vier oder fünf Tore machen“, sagte Assauer. Trotzdem „sollte die Mannschaft in der Lage sein, auswärts ein Tor zu erzielen“. Schließlich haben die Schalker einen Stürmer in ihren Reihen, der immer und überall für einen Treffer gut scheint: Ailton. Der Brasilianer stimmte sich gegen Liberec mit viel Spielwitz auf die Ehrung ein, die ihm am nächsten Tag zuteil wurde.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false