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Sport: Gewinnen leicht gemacht

Mit dem 3:0 gegen Mönchengladbach beendet Werder Bremen eine Serie von sechs Spielen ohne Sieg

Der reisefreudige Fan von Borussia Mönchengladbach ist einiges gewohnt: Etwa, dass sich die treue Begleitung schon seit längerem nicht wirklich lohnt. Auch gestern haben die Gladbacher vor mehr als 3000 mitgereisten Anhängern im Bremer Weserstadion ihrer Serie des Grauens ein weiteres Kapitel zugefügt. Mit 0:3 (0:3) verloren die in allen Belangen unterlegenen Borussen bei Werder Bremen – und die Fans flüchteten sich in Galgenhumor. Den gefrusteten „Warum spielt ihr auswärts so Scheiße?“-Gesängen folgte nach einer Stunde Spielzeit der blanke Hohn: Gemeinsam mit den Bremer Zuschauern unter den 41 179 verlustierten sich die Gäste damit, die Welle jubilierend durch das Oval zu senden.

Trainer Jupp Heynckes ist dieses merkwürdige Schauspiel nicht entgangen – eine schlüssige Erklärung für die Auswärtsschwäche fand der erfahrene Trainer auch nicht. „In meiner aktiven Zeit hat es keinen Unterschied gemacht, auswärts oder daheim zu spielen. Doch in dieser Mannschaft steckt es in den Köpfen – das muss ausradiert werden.“ Seine Elf habe vieles getan, um die dritte Auswärtsniederlage zu begünstigen. „Wir hatten eklatante Ballverluste und standen viel zu weit vom Gegner weg“, klagte Heynckes, „wenn man nur reagiert, braucht man sich über so ein Ergebnis nicht zu wundern.“ Noch deutlicher wurde Nationalspieler Marcell Jansen: „Wir haben Larifari ohne Druck gespielt. Wie in der F-Jugend nur den Ball hin und her zu schieben, sich den Ball in die Hacken zu spielen, das geht nicht.“ Jansen empfiehlt eine teaminterne Aussprache.

Seit dem Wiederaufstieg 2001 haben die Borussen ganze neun Auswärtssiege bewerkstelligt. Vor allem der Gladbacher Offensive gelang gar nichts: Der hoch gelobte Kahe war ebenso ein Ausfall wie Vaclav Sverkos, auch Michael Delura brachte in zentraler Position (für den auf die Bank verbannten Federico Insua) wenig zustande. „So machen wir uns alles zunichte“, moserte Delura.

Ganz anders war die Gemengelage bei den Bremern, die nach sechs Spielen wieder einmal einen Sieg schafften: Streckenweise knüpfte Werder sogar an die gute Leistung aus dem Champions-League- Spiel gegen Barcelona an. Drei Tore binnen sechs Minuten waren das logische Produkt der Überlegenheit. Erst beförderte Aaron Hunt den Ball nach einem von Torwart Kasey Keller nach vorne abgewehrten Naldo-Freistoß über die Linie (33.), dann jagte der stark spielende Christian Schulz den Ball vehement ins Netz (35.). Und zur Krönung zirkelte Spielmacher Diego einen Freistoß über die Mauer ins Tor – Keller hatte erneut mit einem wuchtigen Naldo-Schuss gerechnet (38.).

„Das Barcelona-Spiel hat uns gestärkt“, sagte Werders Trainer Thomas Schaaf. In der Champions League hatten die Bremer den spanischen Meister beim 1:1 am Mittwoch am Rande einer Niederlage gehabt. „Spielfluss und Kombinationen fallen uns seitdem wieder leichter“, sagte Schaaf. Auch Nationalspieler Torsten Frings sagt: „Das Spiel hat uns enorm Selbstbewusstsein gegeben.“ Im Mittelpunkt der Ovationen stand gestern bei den Bremern aber Sturmtalent Hunt. Der 20-Jährige zeigte erneut ein Klassespiel. In den nächsten Tagen soll Hunt einen deutlich besser dotierten Vertrag unterschreiben. „Die mündliche Zusage vom Spieler und seinem Berater liegen vor“, erklärte Sportdirektor Klaus Allofs.

Das Einzige, was Werder nicht passt, ist die Länderspielpause. „Ich hätte jetzt gerne weiter mit der Mannschaft gearbeitet“, sagte Schaaf, „stattdessen fährt mein halber Kader wieder kreuz und quer in der Welt herum.“ Einem hat er das Reisen allerdings untersagt: Beim erneut stark spielenden Per Mertesacker bleibt es dabei, dass Bundestrainer Joachim Löw auf ihn verzichten muss. Schaaf hat Schonung angeordnet, „denn Per ist noch immer nicht ganz fit“. Davon war gestern jedoch nichts zu sehen.

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