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Sport: Gewohnt zu kämpfen

Albas schwer verletzter Kapitän Matej Mamic hat sofort mit der Physiotherapie begonnen

Berlin - Äußerlich wirkte Matej Mamic gestern etwas entspannter als noch am Sonntag, ein bisschen fröhlicher. Das berichtete Walter Schaffartzik, der Ärztliche Leiter des Unfallkrankenhauses Berlin. „Ansonsten ist sein Zustand unverändert“, sagte er. Martynas Mazeika kennt den 30-jährigen Kroaten allerdings besser als Schaffartzik, seit über einem Jahr spielt er mit Mamic in einer Mannschaft. „Matej hat zwar einige Witze gerissen, aber in seinem Gesicht konnte ich sehen, dass er beginnt, über seine Lage nachzudenken.“ Mamic zog sich am Samstag im Bundesligaspiel gegen Trier eine schwere Prellung des Rückenmarks zu. Seit dem späten Samstagabend liegt er mit Lähmungserscheinungen auf der Intensivstation des UKB.

Gestern setzte Mamic sich laut Schaffartzik auf einen Stuhl, beim Aufstehen musste er allerdings gestützt werden. Die Beine kann der Kroate bewegen, auch einen Arm, mit dem er jedoch koordinative Schwierigkeiten hat. Bereits am Sonntag hatte Mamic mit Physiotherapie begonnen, gestern wiederholte er die Übungen. „Einmal am Tag zu trainieren hat Matej nicht gereicht, am liebsten hätte er das alles noch einmal gemacht“, sagte Mazeika. Der ehemalige Mentaltrainer des Fußball-Bundesligaklubs Hertha BSC, Gerd Driehorst, sagte: „Sportler, die es gewohnt sind zu kämpfen haben es in einer solchen Situation leichter.“

Der Kapitän von Alba Berlin ist ein Kämpfer, das hat ihn auf dem Parkett immer ausgezeichnet. Er wird um ein Leben ohne Rollstuhl kämpfen. Seine Mannschaft kämpft heute um 19.30 Uhr in der Max-Schmeling-Halle um vergleichsweise Banales – den Sieg in einem Basketballspiel. Für sie zählt gegen die belgische Mannschaft Euphony Bree, dass der Ball in den Korb fällt, Zweikämpfe und Reboundduelle gewonnen werden. Das Sporliche stehe laut Teammanager Henning Harnisch derzeit an dritter Stelle. „Am wichtigsten ist, dass alles getan wird, um Matej zu helfen. Am zweitwichtigsten ist, dass das auch so bleibt“, sagte er. Martynas Mazeika sagte: „Es ist eine gute Ablenkung mal wieder an etwas anderes denken zu müssen.“

Die drei ersten Uleb-Cup-Spiele haben die Berliner verloren. Der Tabellenletzte der Gruppe A muss gegen den Belgischen Meister, der mit 4:2-Punkten an der Tabellenspitze steht, unbedingt gewinnen, um den Anschluss zu halten. Die ersten vier Teams der Sechsergruppe ziehen in das Achtelfinale ein. Über den Ausgang des heutigen Spiels wird neben den technischen Fertigkeiten der Teams vor allem die psychische Verfassung der Berliner entscheiden. Martynas Mazeika sagte gestern Nachmittag: „Während des Trainings am Sonntag konnten wir Matej noch überhaupt nicht vergessen. Wir haben auf den Korb geworfen und über ihn gesprochen. Aber ich denke im Training am Montag Abend können wir uns wieder besser konzentrieren.“ Harnisch glaubt, dass auch das Sonntagstraining hilfreich war: „So ein Erlebnis kann man ein Stück weit ausschwitzen.“ Das Team hat mehrere Sitzungen gehalten, in denen die Situation diskutiert wurde. Nach dem Spiel Dienstagabend wird die Mannschaft gemeinsam bei Mamic anrufen. „Mit einem Sieg würden wir ihm die größte Freude bereiten“, sagte Mazeika.

Eine Verlegung des Spiels lassen die Statuten des Uleb-Cups nicht zu. Da Alba genug gesunde Spieler hat, um ein Team zu stellen, muss das Spiel stattfinden.

Auch über die etwas fernere sportliche Zukunft machen die Berliner sich bereits Gedanken. Matej Mamic ist der zweite Flügelspieler Albas, der verletzt ausfällt. Sascha Leutloff muss wegen eines Kreuzbandrisses noch monatelang pausieren. Ob Matej Mamic je wieder Basketball spielen kann, ist fraglich. „Wir werden uns nach einem neuen Spieler umsehen“, kündigt Albas Vizepräsident Marco Baldi an. Eine übereilte Entscheidung will er nicht treffen, relativ schnell soll es aber doch gehen: Vor Weihnachten finden vier der noch ausstehenden sieben Uleb-Cup-Spiele statt, eine Aufholjagd erst im neuen Jahr käme zu spät.

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