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Sport: Gianluca Zambrotta, Allrounder

Er wurde für die rechte Seite geholt, jetzt hat er es bei Juventus Turin auf links in die Weltspitze geschafft

Bereits der Name fordert Ehrfurcht ein. Zambrotta. Das klingt nobel, entschlossen, kühl – und nicht zuletzt nach Schmerzen. Es klingt nach allem, wofür italienischer Fußball bei uns bewundert und gefürchtet wird. Es klingt nach Juventus Turin. Das trifft sich prächtig. In seltener Reinheit verkörpert das Spiel von Gianluca Zambrotta (Foto: dpa) eben jene Eigenheiten, die seine Turiner auch dieses Jahr zum Titelfavoriten der Champions League machen.

Ohne ästhetische Einbußen verfolgt der Verein ein Ideal rein effizienzorientierter Flexibilität, dem sämtliche Beteiligte unterworfen bleiben. In keiner Mannschaft wird das Rotationsprinzip konsequenter angewandt. Jeder Star und jeder Spieler weiß sich unter Trainer Lippi als austauschbar. Und wie sich der Klassekader jeweils auf dem Platz präsentiert – ob als frustrierend vollendete Abwehrorganisation oder mit flüssigst vorgetragenem Angriffsfußball – , hängt allein davon ab, welches Resultat gerade gemäß erscheint.

Positiv beschrieben, verlangt diese kalkulierte Eigenschaftslosigkeit nach Spielern von einzigartiger Wandlungskraft und Qualität, nach echten Charakteren. Nach Typen wie dem Tschechen Pavel Nedved oder eben Turins zweiter Schlüsselkraft, Gianluca Zambrotta. Spätestens mit der letzten Saison stieß er auf der linken Außenbahn in die Weltspitze vor. Seine Auftritte als linker Verteidiger gehörten zu den großen Ereignissen des Jahres und führten nun zu einer berechtigten Nominierung für die Wahl zum Weltfußballer. Dabei herrscht auf seiner Position kein Qualitätsmangel. Paolo Maldini, Bixente Lizarazu und Roberto Carlos spielen schließlich noch. In fast unheimlicher Weise verbinden sich in dem 27-jährigen Turiner die Stärken seiner drei alternden Kollegen. Maldinis reduzierte Souveränität, Lizarazus unbedingte Widerständigkeit sowie der prall beschenkelte Vorwärtsdrang von Roberto Carlos – das alles bringt Zambrotta mit in sein Spiel. Dass der elegante Allrounder von Turin ursprünglich als rechter Mittelfeldspieler erworben wurde, lässt sich dabei kaum fassen, liefert aber die beste Veranschaulichung für die permanente Erneuerungsideologie der „alten Dame“ Juve.

Vor kurzem bot man dem Nationalspieler eine Vertragsverlängerung bis zum Jahr 2009 an. Eine seltene Geste unbedingten Zutrauens, die ihn neben Alessandro del Piero zum raren Fixpunkt in Turins ewig beweglichen Planspielen macht. Zambrotta wird bleiben und Stamm spielen. Nur, auf welcher Position und zu welchen Anlässen, darf für die Zukunft offen bleiben.

Jeden Dienstag, wenn die Champions League läuft, stellen wir Ihnen an dieser Stelle die bemerkenswertesten Fußballer der Welt vor – und ihre Geheimnisse.

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