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Gibraltars letzter Mann: Jordan Perez, 28, hütet seit 2009 das Tor der Fußball-Nationalmannschaft von Gibraltar. Von Beruf ist er Feuerwehrmann.

© dpa

Gibraltars Jordan Perez im Interview: "Ich habe Schweinsteiger verunsichert"

Gibraltars Nationaltorhüter Jordan Perez spricht über die Uefa-Premiere seines Landes und seinen persönlichen Höhepunkt in der EM-Qualfikation.

Von Johannes Nedo

Jordan Perez, Gibraltars erste Saison in einem offiziellen Uefa-Wettbewerb geht in den nächsten Tagen zu Ende. Am heutigen Sonntag bestreiten Sie mit Gibraltar das letzte EM-Qualifikationsspiel gegen Schottland. Doch egal, was in dieser Partie noch passieren wird, Ihr persönlicher Höhepunkt dieser Runde steht schon fest, oder?

Natürlich, absolut. Das war der Elfmeter, den ich von Bastian Schweinsteiger in Faro gehalten habe. Das war sogar der Höhepunkt meiner Karriere. Überhaupt war es ein großartiges Erlebnis, gegen den Weltmeister Deutschland zu spielen.

Was bleibt Ihnen von dem parierten Elfmeter beim 0:7 im Hinspiel besonders in Erinnerung?

Vor allem die Sekunden vor dem Schuss. Wir haben beide versucht, uns gegenseitig zu verunsichern. Schweinsteiger schaute mich an, ich blickte ihm in die Augen. Ich habe versucht, meine Position so lange wie möglich zu halten. Dann bin ich nach dem Ball gehechtet und hab ihn erwischt.

Sie sind eigentlich Feuerwehrmann. Wie kamen Sie nach Ihrer starken Leistung gegen den Weltmeister mit dem Umstieg auf das normale Leben zurecht?

Da brauchte ich etwas Zeit. In den Tagen danach saß ich bei uns auf der Feuerwache und dachte: „Was mache ich hier eigentlich? Ich könnte doch auch Fußballprofi sein.“ Es war ein surreales Gefühl und ganz schön hart am Anfang, denn alle haben mir ständig zum gehaltenen Elfmeter und meiner Leistung gratuliert. Aber schließlich habe ich mich wieder an den Wechsel in das normale Leben gewöhnt.

Nicht nur Sie, die gesamte Mannschaft Gibraltars hat in diesem Spiel den Deutschen deutlich mehr entgegengesetzt, als alle erwartet hatten.

Wir haben eine grandiose erste Hälfte gespielt und damit bewiesen, dass wir auf diesem Niveau durchaus eine Zeit lang mithalten können. In der zweiten Hälfte hatten wir dann Konditionsprobleme. Es war ein gutes Spiel von uns, aber am Ende haben wir doch deutlich verloren. Und so geht es uns gegen Gegner wie Deutschland vor allem um die Erfahrung.

Wie hat sich Gibraltars Nationalteam während dieser EM-Qualifikationsphase entwickelt?

Man kann auf jeden Fall Fortschritte erkennen – langsam, aber es geht immer mehr voran. Zu Beginn haben wir uns nur auf die Defensive konzentriert. Mittlerweile fokussieren wir uns auch stärker auf offensivere Elemente, und wir haben danach viel Spaß.

Sie tragen die Heimspiele in Portugal aus, auch die Begegnung mit Schottland findet im Stadion von Faro statt. Wie nehmen Sie die Atmosphäre dort wahr?

Wir müssen unseren Fans schon besonders applaudieren. Wir sind allen, die zu den Heimspielen reisen, sehr dankbar. Gegen Deutschland waren 15 Prozent der gesamten Bevölkerung Gibraltars da. Das macht uns sehr stolz. Zudem ist das Stadion in Faro sehr schön und wenn dann noch so viele Leute da sind, von denen wir dann auch noch sehr viele kennen, ist das etwas wirklich Besonderes. Überhaupt war das auf eine unglaublich besondere Runde für uns. Das macht viel Lust auf mehr.

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