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Sport: Gier nach mehr

über die hohen Erwartungen, die Hertha selbst geweckt hat Zeiten hoher emotionaler Belastung sind immer auch Zeiten für die einfachen Wahrheiten. Mitten hinein in die allgemeine Berliner Trauer ließ sich Dieter Hoeneß das Stadionmikrofon reichen, und dann sprach Herthas Manager im Überschwang der Gefühle die fatalen Worte an den Berliner Anhang.

über die hohen Erwartungen, die Hertha selbst geweckt hat Zeiten hoher emotionaler Belastung sind immer auch Zeiten für die einfachen Wahrheiten. Mitten hinein in die allgemeine Berliner Trauer ließ sich Dieter Hoeneß das Stadionmikrofon reichen, und dann sprach Herthas Manager im Überschwang der Gefühle die fatalen Worte an den Berliner Anhang. „Ihr seid bereits Champions League, wir sind noch im Uefa-Cup.“ Die Betonung lag auf – noch.

Hertha BSC ist am Samstag wieder da angekommen, wo die Mannschaft vor zwei Jahren schon einmal war. Hertha spielt wieder im Uefa-Cup, und wie damals glaubt Hertha, dass dies nur eine Zwischenstation ist auf dem Weg nach ganz oben. Mit genau diesem Irrtum aber hat vor zwei Jahren eine Schreckenssaison begonnen, die Hertha beinahe zurück in die Zweitklassigkeit gestürzt hätte. Die jetzige Rückkehr in den Europapokal ist letztlich das Resultat aus dieser Negativerfahrung: Dieter Hoeneß und Trainer Falko Götz haben die richtigen Schlüsse aus der verkorksten Vorsaison gezogen.

Sie haben die Schwachstellen der Mannschaft entdeckt und – soweit finanziell möglich – behoben; die Restschwächen, das Fehlen eines auch nur annähernd torgefährlichen Stürmers zum Beispiel, hat Götz mit einem nahezu optimalen Spielsystem kompensiert. Das ist die große taktische Leistung eines Trainers gewesen, der bei seiner Rückkehr aus München noch als Gescheiterter galt. Genauso wichtig aber war, dass Götz mit Hoeneß alle überzogenen Erwartungen von der Mannschaft fern gehalten hat. Erst als es nicht mehr anders ging, haben sich die Berliner zu einem ehrgeizigeren Ziel bekannt als zu einem einstelligen Tabellenplatz.

In der nächsten Saison wird man ihnen diese Bescheidenheit nicht mehr abnehmen. Das Ziel wird – offiziell – internationaler Wettbewerb heißen, im Hinterkopf aber werden alle nur an die Champions League denken, jenen Wettbewerb, den die Berliner am Samstag um ein einziges Tor verpasst haben. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass Hertha die gleiche unangenehme Erfahrung machen wird wie vor zwei Jahren. Die Mannschaft ist besser besetzt als damals, außerdem wirkt sie spielerisch reifer und psychisch gefestigter. Allerdings sollte niemand glauben, dass es wieder so einfach wird, wie es in dieser Saison hätte sein können.

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