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Sport: Gift und Menschenraub

Wettbetrüger sollen auch Gewalt angewendet haben. Ulm entlässt drei Spieler, Einbruch beim SC Verl

Ulm/Verl - SC VERL]Laut den Ermittlungsunterlagen im Fußball-Wettskandal scheint ein hochgradig organisiertes, weltweit aktives Netzwerk hinter den Spielmanipulationen zu stecken. Das sagte Rechtsanwalt Burkhard Benecken nach Einsicht in die Akten seines seit einer Woche in Untersuchungshaft sitzenden Mandanten Deniz C. – der 30-Jährige SC VERL]soll eine zentrale Figur des Wett-Netzwerks sein. Deniz C. habe laut Ermittlungsunterlagen vor allem den ebenfalls unter Verdacht stehenden Mario C. unter Druck gesetzt. Dieser soll durch seinen Kontakt zu Spielern ein Drahtzieher bei den Manipulationen gewesen sein. Die Bande sei durch ihre Gewaltbereitschaft der organisierten Kriminalität zuzuordnen. Man schrecke nicht mehr davor zurück, Menschen in Keller einzusperren oder Spieler zu betäuben, sagte Benecken, nahm seinen Mandanten jedoch davon aus.

Deniz C. wird neben gewerbsmäßigem Bandenbetrug auch erpresserischer Menschenraub vorgeworfen. „Er hat damit nichts zu tun“, sagte Benecken./SC VERL] Der Anwalt sagte SC VERL]„Bild“/SC VERL], die Wettbetrüger hätten versucht, den Arzt eines slowenischen Teams mit Präparaten auszustatten, damit er eigene Spieler betäube. Zudem habe es Versuche gegeben, Hotelköche anzustiften, Spieler zu vergiften. Die Wettmafia sei in asiatischen Ländern aktiv gewesen, auch Holland sei betroffen, sagte Benecken, „in Rotterdam soll ein Riesen-Wettvermittler sitzen“.

Als erster deutscher Verein hat Fußball-Regionalligist SSV Ulm wegen des Wettskandals drei Spielern gekündigt. „Wir haben im Gespräch festgestellt, dass die drei in den Skandal verwickelt sein könnten“, sagte der Ulmer Vizepräsident Mario Meuler. Bei den Spielern handle es sich um Davor Kraljevic, Marijo Marinovic und Dinko Radojevic. Meuler geht davon aus, dass es um manipulierte Spiele in der vergangenen Saison geht: „Uns ist zumindest nichts anderes bekannt.“ Bei Kraljevic habe es am Donnerstag eine Hausdurchsuchung auf Initiative der Staatsanwaltschaft Bochum hin gegeben. „Wir wissen aber nicht, was dabei herausgekommen ist“, sagte Meuler. Auch die Wohnung von Marinovic sollte durchsucht werden, der 26-Jährige sei aber nicht zu Hause gewesen. Bei Radojevic habe es zwar keine Durchsuchung gegeben, der Verein habe bei dem 31-Jährigen jedoch einen Verdacht gehabt und sei von sich aus auf ihn zugegangen. Auch Marcel Schuon droht bei seinem Klub der Rauswurf. Der Drittligist SV Sandhausen erwägt, sich von dem unter Manipulations-Verdacht stehenden Profi zu trennen. „Auch wenn er seine Unschuld beweisen kann, wird es schwer für ihn, hier noch einmal Fuß zu fassen“, sagte SVS-Präsident Jürgen Machmeier der „Rhein-Neckar-Zeitung“. Noch vor wenigen Tagen hatte der Verein alle Spieler eine Ehrenerklärung unterschreiben lassen. Darin versicherten sie, nichts mit Manipulationen zu tun zu haben.

In der Nacht zu Donnerstag war in das Vereinshaus des ebenfalls in den Fokus geratenen Regionalligisten SC Verl eingebrochen worden. „Die Unterlagen in meinem Büro sind wild durchwühlt worden“, sagte der Vereinsvorsitzende Peter Mankartz. Der oder die unbekannten Täter durchsuchten mehrere Schränke und entwendeten einen Tresor sowie eine kleine Papierschredder-Maschine. Mankartz glaubt nicht an einen Zusammenhang zwischen dem Einbruch und den zwei möglicherweise manipulierten Partien mit Verler Beteiligung, in deren Zuge der Klub am Dienstag zwei Spieler suspendiert hatte. Die Polizei behandelt den Vorfall nach Angaben eines Sprechers weiterhin als „normalen Einbruch“. Ein Angler fand den aufgebrochenen Tresor mit Vereinsunterlagen an einem nahe gelegenen See. Ob Dokumente fehlen, konnte der Klub am Freitagnachmittag noch nicht sagen. dpa

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