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Sport: Gisela Birkemeyer: Der Pleite im Olympia-Staffelrennen 1956 folgte Rang zwei über die Hürden

Ihr Name: Gisela Birkemeyer, geborene Köhler. 68 Jahre alt.

Ihr Name: Gisela Birkemeyer, geborene Köhler. 68 Jahre alt. Lebensstationen: Schmölln, Erfurt, Jena, Berlin. Seit 1956, wegen der besseren Trainingsmöglichkeiten für die Olympischen Sommerspiele in Melbourne. Disziplin: Hürdensprint. Aber auch 100-m-Lauf, 200 m, Staffelrennen und Mehrkampf.

Das war sie, das blieb sie: In vielen Lebenssätteln gerecht. Unverwüstlich. Bis heute. Auch bei unserem aktuellen Rendezvous kurz vor den Deutsche Meisterschaften in Braunschweig, wozu sie als Ehrengast des DLV eingeladen ist. Gisela Birkemeyer, die in Melbourne Silber und 1960 in Rom Bronze gewann, jeweils über 80 m Hürden, gewann auch über 40 DDR-Meistertitel, rannte Welt- und Europarekorde und fixierte 13 deutsche im DDR-Register und das in ihren vier Disziplinen. Donnerwetter! Und das galt und gilt bis heute ebenso in ihrer anderen Meisterschaft, im Schnell- und Dauersprechen. So, wie sie "einst im Mai" beim Zack-Zack-Zack-Super-Stakkato über die Hürden flitzte, flutscht es über Birkemeyersche Lippen ... "Weißt du noch, damals in Melbourne? Wir hätten auch in der gesamtdeutschen Staffel eine Medaille gewinnen müssen. Im Vorlauf zischten wir gemeinsam mit den Australierinnen zum Weltrekord - 44,9 Sekunden, und dann, nur zweieinhalb Stunden später, so war das damals noch, am 1. Dezember 1956, der total verpfuschte Endlauf. Sechste, Letzte, in unmöglichen 47,2 Sekunden ..."

Tja, ich sehe das noch vor mir, denn ich schilderte diese 4 x 100 m als Radioreporter. Das deutsche Quartett kam mit der Favoritenrolle nicht (mehr) zurecht, und wahrscheinlich saßen auch die Wechsel zu schwach. Sander-Domagalla aus Dinslaken, die bis dato Erfolgreichste, aber schon 32, und die drei Ost-Berlinerinnen Köhler - Stubnick - Mayer, alle vom Trainerchampion Heinz Birkemeyer, dem späteren Ehemann, trainiert, waren am Boden. Wortwörtlich.

Schon vor den Melbourne-Spielen hatten sie zweimal den Staffel-Weltrekord verbessert. Erst am 12. August zur Einweihung des Stadions der Hunderttausend in Leipzig als DDR-Team mit Henning-Köhler-Stubnick-Mayer in 45.2 Sekunden, und dann nach Verletzung Hennings am 30. September beim Dresdner Harbig-Sportfest mit Erika Fisch (Hannover/Osterode) als gesamtdeutsches Quartett mit 45,1 Sekunden.

Und heute, kurz vor Sydney 2000? "Da bin ich vor allem Oma für Janine (11), Oliver (8) und Elena (1/2), und darüber freuen sich wiederum meine Kinder Uwe (35) und Petra (28). Und gut wäre es, kämen endlich deutsche Hürdensprinterinnen und die Staffel, die jetzt ganz gut lief, dahin, wo wir schon mal, vor 44 Jahren, waren.

Aber das ist wohl ein ziemlich frommer Wunsch.

Heinz F. Oertel

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