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Gladbach: Heynckes gibt auf

Zwölf Spiele - und kein Sieg: Bei Borussia Mönchengladbach zieht Trainer Jupp Heynckes Konsequenzen aus der sportlichen Talfahrt und übergibt an Co-Trainer Jos Luhukay.

Mönchengladbach - Nach nur sieben Monaten ist Jupp Heynckes bei Borussia Mönchengladbach gescheitert. Der 61 Jahre alte Coach hat am Morgen nach dem 0:0 gegen den 1. FC Nürnberg seine Konsequenzen aus der anhaltenden Misserfolgsserie von zwölf Spielen ohne Sieg und dem Absturz auf einen Abstiegsplatz gezogen und seinen Rücktritt eingereicht. "Wir alle bedauern diesen Schritt von Jupp Heynckes sehr, denn wir haben mit ihm in einem sehr freundschaftlichen und guten Verhältnis zusammengearbeitet", sagte Borussias Präsident Rolf Königs. Heynckes, der erst zu Saisonbeginn verpflichtet wurde, verzichtet auf alle finanziellen Ansprüche seines bis 2008 laufenden Vertrags.

Die Nachfolge des Gladbacher Cheftrainers tritt sein Assistent Jos Luhukay an. Der Niederländer, der zuletzt als Chefcoach beim SC Paderborn gearbeitet hat, betreut die abstiegsgefährdete Mannschaft bereits am Samstag im Spiel bei Arminia Bielefeld.

Heynckes beklagt "Schmutzkampagne"

Die Trennung von Heynckes nach seinem zweiten Trainerengagement in Mönchengladbach hatte sich bereits nach dem verpatzten Rückrundenauftakt beim 1:3 in Cottbus angedeutet. Der Coach reagierte auf Kritik zunehmend dünnhäutig und sprach von einer "Schmutzkampagne" gegen ihn. Allerdings hatte der Borussen-Trainer mit einigen sportlichen Entscheidungen auch für Unverständnis im Umfeld gesorgt.

So hat es der frühere Welt- und Europameister nicht geschafft, eine eingespielte Mannschaft zu präsentieren. Zu häufig nahm der Trainer Umstellungen vor und schickte völlig überforderte junge Spieler ins Rennen, obwohl routiniertere Profis im Kader standen. Kritik aus den eigenen Reihen von Spielern wie Michael Melka, Marvin Compper oder David Degen ließ Heynckes nicht zu und strafte aufmüpfige Profis mit Verbannung. Auch der frühere Gladbacher Manager Rolf Rüssmann erkannte: "Da muss doch mal der Pflock eingerammt werden und eine Mannschaft wachsen."

Karriere damit beendet

Damit ist einer der prägendsten deutschen Trainer erneut in der Heimat gescheitert und eine große Trainerkarriere beendet. Schon vor Saisonbeginn stellte Heynckes klar, dass Borussia seine letzte Station sein wird. Sowohl beim FC Bayern München, mit dem er 1989 und 1990 zwei Mal deutscher Meister wurde, als auch bei Eintracht Frankfurt (1995) und dem FC Schalke 04 (2004) endete sein Arbeitsverhältnis vor Vertragsablauf. Auch bei Real Madrid, wo Heynckes 1998 seinen größten Erfolg mit dem Gewinn der Champions League feierte, musste der eigenwillige Coach vorzeitig gehen.

Clubchef Königs, der ebenso wie Sportdirektor Peter Pander nun die sportliche Misere zu verantworten hat, nahm seinen Coach ausdrücklich in Schutz. "Jupp Heynckes wird immer Borusse bleiben. Er ist ein großartiger Mensch und absoluter Ehrenmann", sagte Königs.

Nach einer guten Vorbereitung im Winter-Trainingslager wollte Heynckes in der Rückrunde die Wende herbeiführen. Doch in beiden Spielen in Cottbus und gegen Nürnberg zeigte sich das Team verkrampft und verunsichert. Eine Leistungssteigerung im zweiten Abschnitt gegen den "Club" gab Heynckes schon wieder Anlass zur Hoffnung. "Wenn wir die nächsten Spiele so bestreiten, werden wir auch wieder Spiele gewinnen", sagte der Coach. Nationalspieler Marcell Jansen sprach zuvor stellvertretend für viele Mitspieler. "Wir dürfen doch nicht alles schönreden, bis wir irgendwann abgestiegen sind". (tso/dpa)

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