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Glaube & Fußball: Der Papst in der Mitgliedskartei

Stefan Hermanns über die irdische Treue eines Gottesmannes.

Von allen deutschen Fußballvereinen darf der FC Schalke am ehesten für sich in Anspruch nehmen, mehr zu sein als nur ein Verein. Schalke, so heißt es, sei sogar eine Religion. In der Tat ist der Klub wie kein zweiter anfällig für metaphysische Heilsversprechen, nicht von ungefähr wurde Papst Johannes Paul II. bei den Schalkern als Mitglied geführt. Aber selbst der Papst in der Mitgliedskartei hat den Fans profane Enttäuschungen nicht erspart, was sich wiederum Schalkes früherer Manager Rudi Assauer nur mit der Existenz einer noch höheren Instanz, eines ungnädigen Fußballgottes nämlich, erklären konnte. Doch der Einfluss der Geistlichkeit auf den weltlichen Fußball muss wohl generell als eher begrenzt angesehen werden.

Insofern kann es die schnell aufbrausende Führung des FC Bayern mit großer Gelassenheit zur Kenntnis nehmen, dass der neue Münchner Erzbischof Reinhard Marx dem falschen Glauben anhängt und nicht vorhat, diesem abzuschwören. Marx ist Mitglied bei Borussia Dortmund – und das will er, als Ausdruck seiner westfälischen Treue, auch bleiben.Es gibt geschicktere Offenbarungen, um sich bei den Bayern und deren Fans beliebt zu machen. Doch zum einen sind die Dortmunder längst kein ernstzunehmender Gegner mehr; zum anderen hat Marx zumindest nicht ausgeschlossen, dass er auch noch einem anderen Fußballverein beitreten werde.

Für echte Fans, die ihren Klub kultisch verehren, mag das die schlimmste aller Todsünden sein. Aber die Wege des Herrn sind eben nicht nur unergründlich; auch seine Liebe ist grenzenlos.

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