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Sport: Glitzernde Bescheidenheit

Der Basketballprofi Demond Greene wird bei Alba Berlin immer stärker

Berlin - Der Basketballer Demond Greene besitzt eine Vorliebe für auffälligen Schmuck. Als er am Montagabend im VIP-Raum der Max-Schmeling-Halle an einem Stehtisch Interviews gibt, prangt an seiner Baseball-Mütze ein goldener Anstecker, an seinem rechten Ohr blinkt ein silberner Ring, vor der Brust baumelt eine silberne Kette mit seinen Initialen. Es wirkt protzig, kaum zu glauben, dass dieser Schmuckfreund der gleiche Spieler sein soll, über den Alba Berlins Vizepräsident Marco Baldi sagt: „Seine Stärke ist seine Bescheidenheit.“

Spricht Demond Greene jedoch, erklärt sich Baldis Einschätzung. Was sagt er zu seinen 23 Punkten beim mühsamen Sieg (102:92) in der ersten Play-off- Runde gegen Oldenburg, was zum Sonderlob des gegnerischen Trainers Don Beck und zu seinen sensationellen ersten fünf Minuten mit vier Dreipunktewürfen beim Pokalsieg in Bamberg? „Ich bin hier nicht der Star“, erklärt er, „es ist in dieser Mannschaft sehr einfach, gute Leistungen zu zeigen, jeder wird akzeptiert und respektiert.“ Deshalb sei es ihm auch egal, ob er in der Startformation stehe oder erst später ins Spiel komme. „Dann muss ich eben auf der Bank versuchen, mein Händchen heiß zu halten.“

Zuletzt besaß er auf dem Feld stets ein heißes Händchen. Das war wichtig, denn in Mike Penberthy (Leistenoperation) fehlt zurzeit Albas sicherster Distanzschütze. „Er hat mir gesagt, dass ich jetzt seine Rolle übernehmen soll“, sagt Greene. Für ihn ist das eigentlich keine ungewöhnliche Aufgabe, auch wenn er bei Alba bisher eher als Verteidiger und mit seiner Sprungkraft glänzte. „In Leverkusen habe ich regelmäßig 20 Punkte und mehr erzielt“, sagt er. Trotzdem haftet seinen Leistungen etwas Neues an. „Früher habe ich das nicht in einem Pokalfinale oder in einem Play-off-Spiel gebracht.“

Greene hat sich in seiner ersten Saison bei Alba Berlin erneut weiterentwickelt. Er zählt neben Robert Garret von GHP Bamberg zu den wenigen deutschen Nationalspielern, die in dieser Saison einen Schritt nach vorne machten – von Dirk Nowitzki einmal abgesehen. Greene hat in seiner Karriere bewusst einen Weg gesucht, um sich Stück für Stück zu verbessern. Vor dreieinhalb Jahren hatte Baldi ihn erstmals gefragt, ob er zu Alba kommen möchte. „Er sagte, ich fühle mich noch nicht reif dazu“, erinnert sich Baldi. Das hat sich geändert.

„Ich will mich noch weiter entwickeln“, sagt der 26-Jährige. Baldi vermutet hinter diesem Ehrgeiz seine Vergangenheit. Erst als 16-Jähriger wechselte er vom Zehnkampf zum Basketball nach Würzburg. Dort spielten Dirk Nowitzki und Robert Garrett schon seit längerem zusammen. „Die anderen waren schon Basketballer, als er noch Leichtathlet war“, sagt Baldi. Seitdem holt Greene auf. Immer noch will er lernen. „Ich würde nicht zu einer Mannschaft wechseln, bei der ich nur zwei oder drei Minuten spiele, aber dafür das Doppelte verdiene“, sagt er. Das ungefähr dürfte Baldi gemeint haben, als er von seiner Bescheidenheit als Stärke sprach.

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