zum Hauptinhalt

Sport: Glück gesucht

Der deutsche Sport hebt seine Mitgliedsbeiträge an – auch weil Lotterien zu wenig Geld bringen

Berlin - Sport ist manchmal auch ein Glücksspiel. Da passt es gut, dass der Sport auch aus Überschüssen der Glücksspirale finanziert wird. Je weniger Gewinner die Glücksspirale ausbezahlen muss, desto mehr künftige Sieger kann sie im Sport fördern. In den vergangenen Jahren hatte das Interesse am Glücksspiel jedoch nachgelassen, das bekam auch gleich der Sport zu spüren. Von 6,8 auf 4,2 Millionen Euro ist der Zuschuss der Glücksspirale an den DOSB, den Deutschen Olympischen Sportbund, seit 2006 gesunken. Ein Grund, warum das Geld am Samstag der wichtigste Tagesordnungspunkt bei der DOSB-Mitgliederversammlung in Rostock war.

Um nicht mehr ganz so abhängig vom Spielen zu sein, wollte der DOSB von 2010 an seinen Mitgliedsbeitrag erhöhen. Die Fachverbände und die Landessportbünde sollten pro Mitglied jedes Jahr 5,5 Cent mehr Beitrag zahlen. Anders gesagt: Jedes Mitglied in einem Sportverein sollte pro Monat einen Cent mehr bezahlen. Bisher zahlt jedes Mitglied etwa einen halben Cent pro Monat. Die letzte Beitragserhöhung beim DOSB liegt inzwischen 30 Jahre zurück. DOSB-Schatzmeister Hans-Peter Krämer wollte mit der Beitragserhöhung „die Phase der roten Zahlen endlich beenden und in Sachen Konsolidierung nicht vom rechten Weg abkommen“.

Durchgekommen ist der DOSB mit seinem Ziel in Rostock nicht ganz. Statt 5,5 Cent Mehrbeitrag pro Mitglied für Fachverbände und Landessportbünde beschloss die Versammlung eine Erhöhung um 3,5 Cent. Von 459 Stimmberechtigten votierten 9 dagegen, 38 enthielten sich. Eine Arbeitsgruppe soll nun prüfen, ob eine weitere Anhebung sinnvoll ist. Schon vor der Versammlung hatten die Landessportbünde signalisiert, dass sie den Antrag des DOSB-Präsidiums nicht unterstützen. „Wir sehen die Notwendigkeit einer Beitragserhöhung. Warum es genau dieser Betrag sein muss, ist jedoch nicht plausibel erklärt worden“, sagte Ekkehard Wienholtz, der Präsident des Landessportverbands Schleswig-Holstein. Die Landessportbünde verfügen innerhalb des DOSB über eine Sperrminorität.

Michael Vesper, der Generalsekretär des DOSB, war dennoch mit dem Ergebnis zufrieden. „Als erster Schritt ist das völlig in Ordnung, um unser strukturelles Defizit von 1,7 Millionen Euro anzugehen. Wir müssen nicht mehr aus der Substanz leben.“ Noch immer schleppt der deutsche Sport finanzielle Altlasten mit sich herum, denn der Deutsche Sportbund hatte in die Fusion mit dem Nationalen Olympischen Komitee 2006 drei Millionen Euro Schulden eingebracht, das NOK eine Million Euro Guthaben. Trotz einer Personalverkleinerung von 160 auf 128 Beschäftigte und einem Zuschuss aus dem Bundeshaushalt in diesem Jahr für fusionsbedingte Kosten in Höhe von 800 000 Euro war der DOSB sein Defizit nicht losgeworden.

Immerhin teilte die Glücksspirale zuletzt steigende Erträge mit: In der zweiten Jahreshälfte lagen sie 15,5 Prozent über denen des Vorjahres. Das liegt wohl auch daran, dass die Glücksspirale inzwischen in vielen Bundesländern – auch in Berlin – auf dem normalen Lottoschein angekreuzt werden kann. Ob es bei diesem Effekt bleibt? Oder ob sich eher negativ bemerkbar macht, dass von Januar an das Spielen im Internet verboten wird? Vorherzusagen ist das nicht – sonst wäre es kein Glücksspiel.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false