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Glücksspiel: Das Monopol der Sportwette wackelt

Ohne Spiel kaum Sport, das ist derzeit die Gleichung in Deutschland, denn die Sportverbände bekommen aus staatlichen Glücksspieleinnahmen 500 Millionen Euro im Jahr. Das Monopol des Staates beim Glücksspiel steht jedoch derzeit auf der Kippe.

Berlin - Im nächsten Jahr muss dazu ein neuer Staatsvertrag unterzeichnet werden, vorentscheidende Beratungen finden schon jetzt statt, und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat eine Forderung erhoben: „Eine Regulierung des Sportwettenmarkts unter Beibehaltung des Lotteriemonopols“, wie DOSB-Generaldirektor Michael Vesper sagt. Die staatliche Sportwette Oddset soll also Konkurrenz bekommen, das Lottospiel aber nicht.

Der Anteil von Oddset am gesamten deutschen Sportwettenmarkt ist zuletzt stark gesunken, auf drei Prozent. 185 Millionen Euro setzt Oddset im Jahr noch um, während der Markt insgesamt 7,8 Milliarden umfasst. Weil Oddset aus seinen Gewinnen Abgaben zahlen muss, sind die Quoten nicht so attraktiv wie bei anderen. Die übrigen Anbieter zahlen aber keine Abgaben. Sie sind formal illegal. „Das kann nicht so bleiben“, sagt Vesper und fordert, dass der Staat unter Auflagen auch Lizenzen an andere Wettanbieter vergeben soll.

Welche Konsequenzen das hat, darüber gibt es nun zwei gegensätzliche Auffassungen. Jörg Wacker, Direktor des Großanbieters Bwin, sagt: „Der Sport wird von einer Öffnung des Sportwettenmonopols erheblich profitieren.“ Die Einnahmen des Sports kämen schon jetzt größtenteils aus den Lotterien, nicht aus den Sportwetten. „Wenn die Sportwetten reguliert geöffnet werden, ist demnach jeder Euro, der dort als Abgabe gezahlt wird, ein zusätzlicher Euro.“

Das Monopol verteidigt dagegen Erwin Horak, der Präsident von Lotto Bayern, der auch zuständig ist für Oddset. „Ein Kommerzmodell bei Sportwetten führt nicht zu mehr Abgaben, sondern zu einer massiven Ausweitung des Wettangebots, erhöhten Suchtgefahren und einer Verschärfung der sozialen Verwerfungen.“ Vorantreiben würden die Öffnung schließlich vor allem Profisportverbände, „die sich bei diesem Modell rund 300 Millionen Euro an Werbe- und Sponsoringmitteln – ich sage bewusst – erhoffen“, erklärt Horak.

Das Sportwettenmonopol ist derzeit an die Bekämpfung der Suchtgefahr gekoppelt, das hatte das Bundesverfassungsgericht verlangt. Daher darf Oddset auch keine Wetten im Internet anbieten. Jörg Wacker sagt allerdings: „Das Internet ist der beste Kontrollmechanismus gegen Manipulation und Spielsucht, den man sich vorstellen kann.“ Jeder Kunde müsse sich schließlich registrieren.

Die Suchtgefahr beim Lottospielen und bei der Sportwette ist deutlich geringer als beim Casino- und Automatenspiel. Deshalb glaubt Vesper auch, dass Lotto und Sportwette unterschiedlich behandelt werden können. „Das Bundesverfassungsgericht hat nicht verfügt, alle Bereiche des Glücksspiels gleich zu behandeln. Sonst hätten die Geldspielautomaten auch dem Monopol unterworfen werden müssen.“

Ein Monopol könnte auch mit der Bekämpfung des Schwarzmarkts begründet werden. Den großen Schwarzmarkt gibt es bei Sportwetten, im Lotto jedoch nicht. Erwin Horak sieht den Austausch von Gründen bei der Rechtfertigung eines Monopols dagegen als „hoch riskant“ und glaubt an die Dominotheorie, nach der erst die Sportwetten und dann auch das Lottospiel liberalisiert werden. Das werde „zum Wegfall von gemeinnützigen Mitteln von derzeit rund 2,8 Milliarden Euro“ führen.

Die Ministerpräsidenten der Länder werden am 15. Dezember darüber beraten, welches Szenario sie für gewinnträchtiger halten.

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