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"goal4africa": Gegentreffer erwünscht

Das weltweit größte Benefizspiel für Afrika wird zur großen Party. Das Endergebnis interessiert da nur am Rande: 9:6 für das Team von Michael Ballack.

Bevor das Spiel begann, erklärte Clarence Seedorf, worum es eigentlich ging. Man nimmt den linken Arm, legt ihn hinter den Kopf und hält damit den rechten Arm fest. Und der rechte Zeigefinger zeigt nach oben. „Das sieht so aus wie in der Schule, wenn man sich meldet und der Lehrer einen nicht aufrufen will. Und darum geht es: um Kinder, Schule, Ausbildung.“ Gestern Abend in der Münchner Allianz Arena wurde der Armgriff aus der Schule auf den Fußballplatz getragen, jeder Torschütze zeigte diese Geste.

Seedorf ist eigentlich Mittelfeldspieler des AC Mailand und vierfacher Champions-League-Gewinner, doch diesmal spielte er als Botschafter für „goal4africa“, um zwei Jahre vor Beginn der Fußball-WM in Südafrika auf Probleme aufmerksam zu machen, über die man in Europa selten nachdenkt: „Es gibt viel, was wir für selbstverständlich halten, die Menschen in Afrika aber nicht." Sechs Wochen lang war das Spiel zu Ehren des 90. Geburtstags von Nelson Mandela geplant worden, 30 000 Zuschauer waren gekommen, und dank der Live-Übertragung in 68 Länder, mehr als bei der Europameisterschaft, wurde es das weltweit bisher größte Benefiz-Fußballspiel.

An dieser Stelle heißt es gewöhnlich, das Ergebnis sei zweitrangig, doch das stimmte diesmal nicht. Nach jedem Tor konnten nämlich die Zuschauer eine SMS schreiben und damit für „goal4africa“ spenden. Und mit dem Endergebnis von 9:6 für das Team von Michael Ballack kam da einiges zusammen.

Die Spielführer beider Mannschaften, Ballack, Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, und Clarence Seedorf, hatten vor dem Spiel schon zugegeben, dass man Gegentreffer ausnahmsweise nicht allzu sehr verhindern wolle. Seedorf sagte: „Ich habe den Spielern gesagt, dass sie Michael in Ruhe lassen sollen. Dann gewinnt auch er vielleicht einmal ein wichtiges Spiel." Ballack lächelte trotz eines verlorenen Champions-League- und eines verlorenen EM-Endspiels souverän, und bügelte anschließend alle Fragen zu seiner bevorstehenden Hochzeit weg. Ob er sein Veilchen unter dem Auge in den nächsten Tagen überschminke? „Das gehört nun wirklich nicht hierher“, sagte er lässig.

Endspielatmosphäre herrschte auch, als vor dem Anpfiff alle afrikanischen Nationalflaggen geschwenkt wurden, und als Ladysmith Black Mambazo und Ali Campbell, der ehemalige Sänger von UB 40, die neue „goal4africa“-Hymne sangen. Und auch wenn nicht so viele Zuschauer wie zu einem normalen FC-Bayern-Spiel gekommen waren, so reichte es doch für mehrere anständige Wellen.

Nelson Mandelas Enkelsohn durfte nach 20 Sekunden das erste Tor schießen. Weiterhin für viel Aufsehen sorgten der für Mandela eingewechselte Michael Schumacher (er zeigte die größte Laufleistung und war beliebtester Spieler), der ehemalige Leverkusener Paulo Rink (schoss die schönsten Tore) und Gennaro Gattuso (war bissig wie in einem Champions-League-Finale). Es war ein gelungener Abend – für München und ganz sicher auch ein klein bisschen für Afrika.

Christoph Leischwitz[München]

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