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Sport: Gold für Leidenschaft

Deutschlands Hockey-Frauen besiegen den großen Favoriten Holland mit 2:1

Die ersten Spielerinnen rissen ihre Arme schon Sekunden vor dem Abpfiff in die Luft. Der Ball, der ihren Triumph im letzten Moment noch hätte verhindern können, war weit genug weg vom deutschen Tor. Es konnte nichts mehr passieren. Dann kam die Schlusssirene, die die größte deutsche Sensation bei diesen Olympischen Spielen amtlich machte: Deutschlands Hockey-Frauen sind durch einen 2:1-Sieg im Finale gegen die Niederlande Olympiasieger geworden. Zum ersten Mal überhaupt.

Niemand hätte das vor zwei Wochen, zu Beginn des Turniers, erwartet. Doch wie die Mannschaft von Bundestrainer Markus Weise im Laufe des Wettbewerbs an ihren Aufgaben gewachsen ist, das machte die finale Begegnung gegen den Europameister deutlich. In der Vorrunde hatten die Holländerinnen die Deutschen noch mit 4:1 besiegt, doch der Bundestrainer hatte geahnt, dass es solch einen Einbruch kein zweites Mal geben würde. „Wir haben uns vorgenommen, uns nicht wie im Gruppenspiel wieder in die Hose zu machen“, berichtete der Bundestrainer.

Markus Weise war der Letzte der deutschen Delegation, der noch Haltung bewahrte. Auf dem Hockeyfeld flog bereits alles durch die Luft, was fliegen konnte: der Mundschutz der Spielerinnen, ihre Schläger. Dann gab es La Ola in der Fankurve, Deutschland-Fahnen wurden gereicht, und die ersten Anrufe auf den Handys getätigt.

Vergessen war in dem Moment längst, wie überlegen die Niederländerinnen fast die gesamte Partie über gespielt hatten. Am Ende standen drei Torschüssen der Deutschen zehn der Holländerinnen gegenüber. Der neue Olympiasieger hatte in 70 Minuten lediglich eine Strafecke gehabt, der neue Silbermedaillengewinner fünf. Die Deutschen aber wehrten sich mit Leidenschaft, und sie nutzten ihre wenigen Chancen mit erstaunlicher Effizienz. Nach fünf Minuten erzielte Anke Kühn die 1:0-Führung – nach der einzigen Strafecke. Danach aber kamen die deutschen Frauen erst einmal gar nicht mehr zum Luftholen.

Holland drückte, doch das nächste Tor machten erneut die Siebten der letzten Weltmeisterschaft. In der 20. Minute hatten sich die Deutschen wieder einmal vor dem gegnerischen Tor festgesetzt. Nachdem die Berlinerin Natascha Keller noch an der holländischen Torhüterin Clarinda Sinnige gescheitert war, lag der Ball plötzlich frei. Die Kölnerin Franziska Gude nutzte dies mit einem Rückhandschlag zum 2:0.

Der Treffer verschärfte den Schockzustand bei den Niederländerinnen noch einmal, und erst drei Minuten nach dem Wechsel kamen die Favoritinnen durch Maartje Scheepstra zum Anschlusstreffer. Mehr war aber nicht zu wollen – „weil wir den knappen Vorsprung mit Zähnen und Klauen verteidigt haben“, wie Bundestrainer Markus Weise sagte: „Die Mannschaft hat ihre Möglichkeiten vollkommen ausgenutzt. Jede hat ihren Beitrag geleistet, deshalb sind wir unter dem Dauerdruck nicht zusammen gebrochen.“

Von Zusammenbruch konnte bei den deutschen Spielerinnen auch nach dem Schlusspfiff keine Rede sein. Im Gegenteil: Sehr zum Vergnügen des Publikums führten die neuen Olympiasiegerinnen um kurz vor 23 Uhr Ortszeit einen formvollendeten Sirtáki vor der Haupttribüne auf. Und das sah fast noch schöner aus als der Regen aus deutschen Hockeyschlägern eine Stunde zuvor.

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