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Sport: Gold macht glücklich

Auf einen Olympiasieg folgt oft die Ernüchterung – Kanufahrer Ronald Rauhe jedoch hat seit Athen eine Tour voller Höhepunkte erlebt

Das nacholympische Jahr ist gerade zu Ende gegangen, und für Ronald Rauhe müsste dies eine Zeit des Jammerns gewesen sein. Rauhe ist nämlich Olympiasieger in einer kleineren Sportart, dem Kanufahren. Ein Olympiasieg weckt große Erwartungen. Das Problem ist nur, dass sich davon meist kaum eine erfüllt. Weder beginnt ein neues Leben, noch wird aus dem kleinen Sport ein großer, und mit Geld und Aufmerksamkeit werden die Sieger hinterher auch nicht überschüttet. Viele Goldmedaillengewinner im Rudern, Judo oder anderen Disziplinen sind schon in kurze Depressionen gefallen, weil sich ihre Hoffnungen zerschlagen haben. Rauhe aber sagt: „Wir sind zufrieden. Es geht immer noch voran.“

Es ist nicht so, dass der 25 Jahre alte Berliner nach der Goldmedaille im Zweierkajak mit seinem Partner Tim Wieskötter reich geworden wäre oder besonders berühmt. Aber er hat seit dem Sieg eine Tour voller Höhepunkte erlebt. Gemeinsam mit anderen erfolgreichen Kanufahrern hat er in Hamburg einen Sport-Bambi verliehen bekommen. „Das war der gesellschaftliche Olympiasieg“, sagt Rauhe. Bei der Berlinale ist er mit Wieskötter und Anke Engelke aufgetreten, bei Bällen war er und auf Unternehmerversammlungen. „Mit meiner Freundin ein bisschen schick anziehen und neue Leute kennen lernen – für solche Sachen lohnt es sich zu arbeiten. Außerdem sind da viele Menschen, und viele Menschen sind gut für Kontakte“, sagt Rauhe.

Das alles hat sich bislang auch bezahlt gemacht. Seine Werbeverträge sind verlängert worden und seit dem Olympiasieg deutlich besser dotiert. Alle sechs Monate bekommt er ein neues Auto zur Verfügung gestellt. „Man kann kaum mehr machen“, sagt er. Dass seine Zufriedenheit nach dem Sieg immer noch anhält, liegt vielleicht auch an seiner Einstellung. Nach der Goldmedaille im Zweierkajak, auf die er lange hingearbeitet hatte, ist er nicht in ein Loch gefallen, sondern hat das Gefühl der Befreiung genossen. „Es war erlösend und beflügelnd, dass die Spannung weg war.“ Die Motivation ist nicht zurückgegangen: Rauhe und Wieskötter wurden auch in diesem Jahr wieder Weltmeister.

Der Rummel hat in der zweiten Jahreshälfte zwar ein bisschen nachgelassen, doch immerhin hat sein Sponsor in Potsdam eine ganz neue Veranstaltung ermöglicht. Für einen Sprintcup Mann gegen Mann wurde am Tag der Deutschen Einheit eigens der Potsdamer Stadtkanal geflutet, „7000 Zuschauer standen an der Strecke“, erzählt Rauhe. Er kann zurzeit ein gutes Leben führen mit der Bundeswehr im Hintergrund und baut auch schon für die Zeit nach der Karriere vor mit einem Teilzeitstudium Sportmanagement an der Universität Potsdam. Wenn ihn andere ansprechen, dass über seine Sportart so wenig gesprochen und geschrieben werde, stimmt er nicht in die Klage ein. „Ich sage nicht: Sie haben Recht. Ich sage: Doch, wir sind bekannt.“ Nur manchmal ist diese bescheidene Bekanntheit etwas unangenehm. Als Rauhe in Potsdam am Nauener Tor in seinen Wagen steigt, hält ihn ein Polizist an. Er sei falsch gefahren, erklärt der. Dann verlangt der Polizist 20 Euro, schaut Rauhe streng an und sagt: „Auf den Wasserstraßen müssen Sie sich doch auch an die Regeln halten.“

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