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Sport: Gold nach zehn Jahren Probe

Eiskunstläuferin Kostner holt ersehnten WM-Titel.

Nizza - Bei ihrer zehnten Weltmeisterschaft ergriff Carolina Kostner ihre große Chance. In einem silbernen Hosenanzug lief sie in ihrer unnachahmlichen, geschmeidigen Art zu Mozarts Konzert Nr. 23 für Klavier und Orchester eine fast perfekte Kür. „Zehn Jahre habe ich es versucht, heute war mein Moment gekommen“, sagte die 25-Jährige. „Ich habe an Turin gedacht und hatte die Chance, die Erinnerungen an Olympia zu verändern.“

Als vor sechs Jahren in Turin eine ganze Nation den Olympiasieg von der Italienerin erwartete, wurde Kostner mit dem Druck nicht fertig und wurde Neunte. Diesmal waren die zahlreichen über die nahe Grenze nach Nizza angereisten Landsleute Motivation und Chance zugleich: „Damals war es hart, und ich war sehr jung. Ich brauchte noch meine Zeit, jetzt war sie gekommen“, sagte Kostner.

Die Wahl-Oberstdorferin, die im Allgäu trainiert und dort von ihrem deutschen Coach Michael Huth betreut wird, gilt als Vorzeigesportlerin, die sogar im eisigen Kufengeschäft praktisch keine Feinde hat. Selbst das während der WM-Tage von Nizza oft unmotiviert johlende und lärmende Publikum schwieg beinahe ehrfurchtsvoll, als Kostner ihre Kür unnachahmlich auf das Eis hauchte. Ihre Schlittschuhe verursachten kaum ein hörbares Kratzen, für Fachleute der beste Beweis ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten. Dass der Gewinn ihres ersten WM-Titels immer ein Traum gewesen sei, räumte die 25-Jährige später gerne ein. Vom Eislaufen selbst hingegen träumt sie gar nicht so gern: „Das sind meist schlimme Sachen, etwa, dass ich zu spät zum Training komme oder dass der Schnürsenkel reißt.“ Solche Sachen sind das Schlimmste, was sich die Weltmeisterin vorstellen kann.

Dabei wollte sie schon einige Male mit dem Eiskunstlaufen aufhören. Unter den Augen von Prinzessin Caroline von Monaco hielt sie nun auch dem eigenen Erwartungsdruck stand und genoss sichtbar den Applaus. Für den großen Durchbruch bei Olympia 2010 war sie in die USA gewechselt und hatte sich ihrem Trainer Huth getrennt. Nach der großen Enttäuschung als 16. kam sie wieder und fand zu ihrer Zufriedenheit zurück. „Ich gucke nicht mehr so sehr auf Medaillen“, sagte die viermalige Europameisterin, die in diesem Winter fast unbezwingbar war. Schon das Grand-Prix-Finale gewann sie gegen die übermächtig wirkenden Springerinnen aus Asien. Tsp

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