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Sport: Golf: Comeback des Rebellen

Es war still um Alexander Cejka geworden. Seinen Hang zu extrovertierten Auftritten mit Pferdeschwanz oder Glatze im schwarzen Outfit seines ehemaligen Sponsors hatte der gebürtige Tscheche aus Marienbad längst mit der Rolle des Verlierers getauscht.

Es war still um Alexander Cejka geworden. Seinen Hang zu extrovertierten Auftritten mit Pferdeschwanz oder Glatze im schwarzen Outfit seines ehemaligen Sponsors hatte der gebürtige Tscheche aus Marienbad längst mit der Rolle des Verlierers getauscht. Doch mit einem konzentrierten Auftritt bei den 130. British Open in Royal Lytham & St. Annes feierte der 30-jährige Rebell von gestern nach zwei Runden (138/69+69) ein Comeback, das ihm kaum einer zugetraut hatte.

Cejka bleibt als Sechster bester Deutscher beim berühmtesten Golfturnier der Welt und ist immer noch einen Schlag besser als Titelverteidiger Tiger Woods (139/71+68). Dessen Angriff konnte Spitzenreiter Colin Montgomerie (135/65+70) auch am zweiten Tag der British Open noch abwehren. "Das wird ganz eng. Alles ist noch möglich", prophezeite Cejka. Auch Bernhard Langer (140/71+69) auf Platz 17 hat seine Ambitionen auf seinen ersten Sieg im 24. Versuch in Lacanshire noch nicht aufgegeben.

All das berührt Cejka wenig: "Was Tiger Woods oder wer auch immer hier spielt, ist mir egal. Ich kämpfe gegen den Platz und gegen mich. Ich will wieder zurück in die Spitze, wo ich schon einmal war", sagte er. Den Willen zum Sieg hat er offenbar wieder entdeckt, nachdem er sich noch am vergangenen Montag über die Vor-Qualifikation in das Feld der 156 Spieler bei den Open durchkämpfen musste. Mit seiner Vorstellung an den ersten beiden Tagen rechtfertigte Cejka damit seinen Schachzug vom vergangenen Wochenende, als er nach der zweiten Runde der Scottish Open seine Scorekarte nicht unterschrieb und disqualifiziert wurde. Somit war der Weg frei für die Qualifikation zu den British Open. Mit 72+65 Schlägen schaffte er den Sprung ins erlesene Feld. "Hat sich doch gelohnt", sagte Cejka.

"Man muss sich aus den Bunkern raushalten", beschrieb Cejka seine Taktik. Insgesamt ist der vor den Toren des Seebads Blackpool gelegene Par-71-Platz mit 196 tiefen Pottbunkern gespickt. "Man muss sich zurückhalten und den Driver in der Tasche lassen. Lieber ein Eisen sicher auf das Fairway, auch wenn man dann 60 Meter kürzer ist", sagte Cejka. Eine noch bessere Runde verpasste er mit einem Bogey am 18. Loch.

1995 war Cejka als junger Wilde mit drei Siegen auf der europäischen Tour der Golf-Professionals in die Phalanx der etablierten Golfer eingebrochen. Frech, unkonventionell und provozierend bastelte er an seinem Image, das ihm jedoch mehr Kritik als Freunde brachte. Schon ein Jahr später hatte er fast alles verspielt, was ihn zu einem Profi mit Perspektive gemacht hatte. Die Sponsorverträge liefen aus. Cejka tauchte im Mittelmaß unter. Bis Montag gehörte er nicht einmal mehr zu den 200 Besten der Welt.

"Langsam kommt einiges wieder zurück. Aber mein kurzes Spiel ist noch zu schlecht", meinte Cejka, "vor fünf Jahren habe ich jeden Putt und jeden Chip gelocht. Dann ging nichts mehr. Es war wie vernagelt." Mit Hilfe seines Trainers Peter Karz scheint die Wende geglückt. Die stundenlange Bastelei am Schwung, die Fron mit Tausenden Übungsschlägen auf der Drivingrange hat gefruchtet. Neben einigen Schwungveränderungen sind auch die positiven Erinnerung an Lytham & St. Annes ein Faktor für die gute Form. Bei seiner ersten Open-Teilnahme 1996 belegte er den geteilten elften Platz. Kein Wunder, dass sich Cejka hier besonders wohl fühlt: "Ich mag den Platz."

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