zum Hauptinhalt

Golf in Augusta: Tiger Woods ist wieder der Alte

Rechtzeitig zum US Masters hat er ehemalige Weltranglisten-Erste seine Form gefunden. Woods genießt es, in Augusta endlich wieder Favorit zu sein.

So sieht ein Mann aus, der die Szene beherrscht: Ein breites Lächeln, während er am Tee steht. Ein lässiger Probeschwung. Er schüttelt ein paar Hände, reißt ein paar Witze. Tiger Woods ist zurück im Augusta National Golf Club. Er ist der Top-Favorit bei den Buchmachern für das US Masters, der Mann, der die Ticketpreise auf dem Schwarzmarkt hochtreibt, der Spieler, an dem sich alle anderen messen. Das US Masters hat ihre Tigermania zurück. Vorbei sind die Jahre, in denen das erste Major-Turnier des Jahres unter dem Formverlust und dem Sexskandal ihres Superstars leiden musste. Nach all den mageren Jahren bekommt die Golfwelt nun zum Jahresanfang ein perfektes Szenario geliefert: Tiger Woods hat vor zwei Wochen das Arnold Palmer Invitational mit fünf Schlägen Vorsprung gewonnen, war dominant wie eh und je. Die Achillessehne hat nicht weiter gezuckt, der Schwung war perfekt – und sein Spielpartner Graeme McDowell meinte im Anschluss an die glorreiche Runde, dass es immer schön sei, wenn man dem Besten der Welt dabei zusehen dürfe, wie er das tue, was er am besten könne: gewinnen.

Nach einem Erfolg wie diesem fällt die Rückkehr nach Augusta leicht. Die Rolle des Favoriten trägt der 36-Jährige, der inzwischen wieder auf Rang sieben der Weltrangliste geführt wird, mit Fassung. Genau genommen ist sie ihm wie auf den Leib geschnitten. Während ein Großteil seiner Kollegen den Zuschauerrummel zu Beginn der Masters-Woche scheut, bewegt sich Woods auf seiner liebsten Bühne. Er schüttelt Hände, gibt Autogramme, chippt selbstvergessen aus allen erdenklichen Richtungen auf die Grüns. „Der Kern des Plans besteht darin, das Spiel genau zum richtigen Zeitpunkt so zusammenzufügen, dass es in Gang kommt“, sagt Woods.

Es ist ein Weilchen her, dass Tiger Woods sein Spiel während der Majors in Bestform präsentierte. Der 14-fache Major-Sieger holte den letzten großen Titel bei den US Open 2008 in Torrey Pines. Die Frage, ob er den Majorrekord von Jack Nicklaus, der 18 Titel verbuchen konnte, noch einholen könne, schien zwischenzeitlich angesichts seiner zahlreichen Verletzungen und Schwungprobleme irrelevant. Jetzt wird sie wieder diskutiert. Bei Tiger Woods nämlich kommt inzwischen die Frage des Alters ins Spiel.

Blickt man auf die Historie, so haben nur drei Spieler nach ihrem 36. Geburtstag vier oder mehr Major-Siege errungen. Während der Spanier Seve Ballesteros seine besten Zeiten längst hinter sich hatte, siegten Jack Nicklaus und Gary Player noch jeweils viermal. Ben Hogan schließlich kam als 36-Jähriger bei einem Unfall mit einem Bus beinahe ums Leben, kämpfte sich auf den Platz zurück und gewann noch sechs Majors. Bis heute gilt die Leistung des Amerikaners als das größte Comeback aller Zeiten. Jack Nicklaus dagegen hält bis heute durch seinen Sieg beim US Masters 1986 den Rekord des bisher ältesten Major-Siegers. Nimmt man Nicklaus’ Alter von 47 Jahren bei seinem letzten Sieg als Richtschnur, so würden Woods noch elf Jahre für vier Major-Titel bleiben, um gleichzuziehen. Reichlich Zeit, wenn die Gesundheit mitspielt. Auch in Augusta könnte er Nicklaus mit fünf Siegen übertrumpfen. Dort, wo die Erfahrung und das Wissen um die Tücken des Platzes so viel mehr zählt als auf allen anderen Major-Kursen.

Der Masters-Platz ist immer sein Favorit unter allen Major-Anlagen gewesen. „Ich verstehe, wie man Augusta National spielen muss“, glaubt Woods. „Das Ganze ist nur noch eine Frage der richtigen Ausführung der Schläge.“ Viermal hat er hier bereits gewonnen, zum ersten Mal 1997 in seinem ersten Profijahr. Der letzte Sieg liegt sieben Jahre zurück, seitdem hat er das Turnier nie schlechter als auf dem sechsten Rang beendet. Bei 15 Teilnahmen als Profi kommt er insgesamt auf zehn Top-5-Platzierungen.

Am Selbstbewusstsein mangelt es ihm dieser Tage auf jeden Fall nicht. „Körperlich bin ich voll in Ordnung“, sagt Tiger Woods. „Ich habe das Gefühl, dass ich den Ball besser drive als je zuvor. Da ist richtig Saft dahinter, und der Ball fliegt ganz gerade. Mein Spiel mit den Eisen wird immer besser. Alles bewegt sich genau zum richtigen Zeitpunkt in die richtige Richtung.“ Sollte er am Sonntag tatsächlich der Sieger sein, so wäre das für viele Beobachter eine Sensation – und für ihn eine Selbstverständlichkeit.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false