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Loch Nass. Martin Kaymer hat sich das Prädikat Allwetterspieler gesichert. Er verhinderte an der Seite von Lee Westwood einen höheren Rückstand der Europäer. Foto: dpa

© dpa

Sport: Golf in Gummistiefeln

Beim Ryder-Cup spielt das Wetter verrückt und Außenseiter USA stark auf

„Alles ist völlig unvorhersehbar“ – nichts in Celtic Manor läuft so, wie es Lee Westwood aus seinen sechs bisherigen Ryder-Cup-Teilnahmen kennt. Draußen auf dem Gelände stapfen mehr als 40 000 Zuschauer in dicken Schuhen und Regenhosen über den Platz. Gummistiefel im nahegelegenen Städtchen Cardiff sind nach einem Ansturm von Golffans nahezu ausverkauft. Der Platz in der walisischen Hügellandschaft versinkt im Schlamm, nachdem es am Freitag ununterbrochen geregnet hatte. Lee Westwood und seine Kollegen müssen sich seitdem an eine neue Art des Ryder-Cups gewöhnen.

Das Format des Turniers, das in dieser Form immerhin schon seit 1979 Bestand hat, wurde am Freitag nach einer mehr als siebenstündigen Spielunterbrechung kurzerhand über den Haufen geworfen, um die Veranstaltung wenn möglich doch noch am Sonntag zu beenden. Normal ausgetragen wurden nur die ersten Vierball-Bestball-Matches, nach denen die USA mit 2,5 zu 1,5 in Führung lag. Statt der sonst üblichen Folge von drei Einheiten mit jeweils vier Matches Klassischer Vierer, Vierball-Bestball, Klassischer Vierer wurden nur noch zwei Sequenzen angesetzt. Die erste mit sechs Partien Klassischem Vierer, die zweite mit zwei Partien Klassischem Vierer und vier Matches im Vierball-Bestball-Format. Ausgespielt werden damit wie gewohnt 28 Punkte.

Was sich auf den ersten Blick nur anhört wie eine kleine Verschiebung der Partien, ist für die Kapitäne Colin Montgomerie und Corey Pavin ein komplett anderes Szenario. Während bei einem normalen Ryder-Cup nie mehr als acht Spieler auf dem Platz sind, spielten am Samstag alle zwölf Spieler eines Teams gleichzeitig. Ein vermeintlich schlechterer Spieler lässt sich da nicht mehr auf der Bank verstecken.

„Wir sind sehr stark und haben eine große Dichte im Team“, beurteilte der Nordire Graeme McDowell die Entscheidung der Veranstalter positiv. „Unsere Mannschaft ist ziemlich glücklich mit der Entscheidung, am Nachmittag sechs klassische Vierer zu spielen.“ Zu einem Siegeszug der Europäer geriet der zweite Tag des Turniers dann aber nicht. Die Amerikaner, aufgrund der schlechteren Weltranglistenpositionen der einzelnen Spieler als Außenseiter in diese Partie gestartet, gewannen am Nachmittag drei von sechs Klassischen Vierern und teilten ein Match zu einer Führung von 6:4.

„Die Neulinge spielen ausgesprochen gut“, musste Montgomerie zugestehen. „Die amerikanischen Rookies machen sich im Moment einfach besser als unsere.“ Tatsächlich hatten Bubba Watson und Jeff Overton mit ihrem 3&2-Sieg gegen Padraig Harrington und Luke Donald bereits am Vormittag für eine kleine Sensation gesorgt. Auf europäischer Seite hatte dafür vor allem Martin Kaymer an der Seite von Lee Westwood zu seinem Spiel gefunden. Mit 3&2 fiel der Sieg im Vierball-Bestball gegen Phil Mickelson und Dustin Johnson deutlich aus. Anschließend reichte es in einer ausgeglichenen Partie gegen Rickie Fowler und Jim Furyk aber nur zu einem halben Punkt. „Das ist alles sehr, sehr eng“, stöhnte Montgomerie denn auch.

In der kurzen Spielpause vor Beginn der dritten Sequenz bekam Europas Team denn auch eine kleine Brandrede mit auf den Weg. „Wir waren einfach nicht mit genug Leidenschaft dabei und das habe ich den Spielern auch gesagt“, resümierte der Kapitän mit ernster Miene. Dieser Hinweis zeigte bei allen Beteiligten sofortige Wirkung. Als die sechs Matches um 18.45 Uhr wegen einbrechender Dunkelheit abgebrochen wurden, führten die Europäer in jeder Partie. „Ich gebe zu, dass wir über die Unterbrechung nicht unglücklich sind“, kommentierte US-Teamchef Pavin den negativen Zwischenstand. Jetzt muss sein Team die Leidenschaft wieder entdecken.

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