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Sport: Golf Mannschafts-WM: Der Name als Handicap - Michael Thannhäuser hat es seinen Neidern gezeigt

Was passiert, wenn eine der besten deutschen Golferinnen einen Tennisspieler kennen und lieben lernt? Die Antwort ist bekannt, seit 1973 aus Fräulein Marion Petersen qua ihres deutlichen "Ja, ich will" Frau Marion Thannhäuser wurde.

Was passiert, wenn eine der besten deutschen Golferinnen einen Tennisspieler kennen und lieben lernt? Die Antwort ist bekannt, seit 1973 aus Fräulein Marion Petersen qua ihres deutlichen "Ja, ich will" Frau Marion Thannhäuser wurde. Erstens sah sich der Deutsche Tennis-Bund fortan einer seiner Nachwuchshoffnungen beraubt, denn der junge Ehemann Peter interessierte sich statt für das Racket plötzlich nur noch für Birdies, Pars und sein eigenes Handicap. Zweitens wurde im Laufe der Jahre aus der Sportlerin eine Sportfunktionärin, die den Deutschen Golfverband heute als dessen Vizepräsidentin vertritt. Und drittens ging aus der Golf-Tennis-Verbindung ein großes, mit den Sport-Genen der Mutter gesegnetes Golf-Talent hervor.

Zumindest mit diesem dritten Punkt hat Filius Michael so seine Probleme. Denn dass es das Golfer-Leben nicht unbedingt erleichtert, wenn man als Sohn der deutschen Rekord-Nationalspielerin (69 Einsätze in den Jahren 1961 bis 1981) und vierfachen WM-Spielerin über die grünen Spielbahnen durchs Leben wandert, bekam er erstmals 1993 zu spüren. Damals wurde ihm, gerade 15 Jahre jung, aber schon Vorgabe 7 gut, vom Nationaltrainer-Team Carlo Knauss/Frank Adamowicz eine Wild Card für die Europa-Mannschafts-Meisterschaft der unter 18-Jährigen zugedacht. Worauf die "Hier-hat-wohl-der-Name-bei-der-Wild-Card-Vergabe-geholfen"-Neider rasch von sich hören ließen.

Michael Thannhäuser strafte sie alle Lügen. Jahr für Jahr reihte er größere sportliche Erfolge aneinander. Worauf er bald in anderer Hinsicht gegen die langen Schatten seiner erfolgsverwöhnten Mutter anzukämpfen hatte. Denn deren imponierende Turnierbilanz (u. a. Deutsche Damen-Meisterin 1969, 1971 und 1972; Internationale Deutsche Meisterin 1965, 1967 und 1968) wurde immer wieder zum direkten Vergleich herangezogen. Es spricht wohl für den Willen und das Durchhaltevermögen des mittlerweile 22-jährigen Betriebswirtschaft-Studenten, dass er sich dennoch seinen eigenen Sportler-Weg bahnte.

Und so kam es, dass spätstens seit dem 13. April 1998 im deutschen Golfsport-Geschehen der Name Thannhäuser gleich zweifach für internationale Meistertitel steht: An jenem Sonntag schaffte Michael Thannhäuser in Toulouse den Sprung auf die Titelseite des "bleu-blanc-rouge" Golf-Magazins. Setzte er sich doch im Finale um die Internationale Französische Meisterschaft in einem packenden Kopf-an-Kopf-Duell auf dem letzten Grün gegen den Lokalmatadoren Jean-Marc de Polo durch.

Weitere Erfolgsmeldungen ließen nicht lange auf sich warten: Wenige Wochen später war er auch bei den Internationalen Österreichischen Meisterschaften erfolgreich, Ende 1998 feierte er in Santiago de Chile seine WM-Premiere - und Anfang 1999 sicherte er sich an der Seite von Tino Schuster den Titel des Internationalen Deutschen Vierer-Meisters.

Inzwischen besteht für die deutsche Golfwelt kein Zweifel mehr, dass das Motto "Wie die Mutter, so der Nachwuchs" im Drive- und Putter-Geschehen seine Gültigkeit hat. Dabei braucht man gar nicht weit zu blicken, um sogar innerhalb der Familie Thannhäuser den Gegenbeweis antreten zu können: Michaels ältere Schwester studiert in Berlin - und hat mit Golf "nun wirklich überhaupt nichts am Hut".

Hella Praun

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