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Tiger Woods

© AFP

Golf: Mit Schimpf und Schale

Bei der letzten Möglichkeit holt sich Golfstar Tiger Woods den Major-Sieg, der ihm dieses Jahr noch fehlte.

Es wäre kein normales Jahr gewesen, hätte er nicht zumindest einmal gewonnen. Eine Saison ohne Major-Sieg ist für Tiger Woods ein Misserfolg – mit seinem Sieg bei der US-PGA-Championship in Tulsa im US-Bundesstaat Oklahoma hat er dem Jahr 2007 in letzter Minute den richtigen Dreh gegeben. Woods vierter Erfolg mit einem Gesamtergebnis von 272 Schlägen (-8) bei dem letzten Major-Turnier des Jahres war zugleich sein einziger in diesem Jahr. US Masters und US Open hatte er jeweils als Zweiter beendet, bei den British Open Ende Juli war er gar nur auf dem zwölften Rang gelandet. Einmal abgesehen von der Tatsache, dass er 2006 kurz nach dem Tod seinen Vaters den Cut bei den US Open verpasste, war diese die schlechteste Platzierung des Weltranglistenersten bei seinen 44 Major-Starts. Eine Bilanz, die Bände spricht bezüglich der Dominanz des Amerikaners. Mit seinem 13. Major-Sieg ist er nun Jack Nicklaus’ Rekord von 18 Titeln ein weiteres Stück nähergerückt. „Wenn mir früher jemand gesagt hätte, ich würde es in zwölf Jahren auf derartig viele Siege und Majors bringen, das hätte ich nicht geglaubt“, sagte er selbst verwundert. „Ich habe meine eigenen Erwartungen übertroffen, und dagegen habe ich eigentlich überhaupt nichts.“

All diesen anderen Major-Erfolgen zum Trotz wird Woods sich beim Blick auf die Siegerschale immer gern an die PGA-Championship erinnern. Weniger weil es die heißeste Veranstaltung in der Geschichte des Turniers war mit allein 43 Grad am Sonntag, sondern weil ihn in der kleinen Hütte neben dem 18. Grün Frau Elin und Tochter Sam erwarteten. „Das ist einfach etwas ganz anderes, wenn man die Familie dabei hat“, bekannte Woods. „Früher waren das immer Mom und Dad, jetzt haben Elin und ich unsere eigene Tochter. Dieser Sieg hier ist ein ganz spezieller.“

Nach dem Erfolg beim World Golf Championships Invitational in der vergangenen Woche war es für Woods der zweite Sieg in Folge und der fünfte in dieser Saison. Und doch verliefen die beiden letzten Turniere gänzlich verschieden. Während der 31-Jährige in Firestone vom zweiten Rang aus, mit einem Schlag Rückstand zu Rory Sabbatini ins Rennen ging und mit acht Schlägen Vorsprung gewann, führte Woods in Tulsa schon nach der dritten Runde mit drei Schlägen. Das Turnier schien gelaufen, als er einen Acht-Meter-Putt an Bahn 8 zum Birdie verwandelte und damit den Verfolgern auf fünf Schläge entkam. Dann aber brachten zwei Bogeys an den Löchern 9 und 14 den Amerikaner Woody Austin und den Südafrikaner Ernie Els noch einmal zurück ins Spiel. Austin setzte der 69er-Runde von Woods eine 67 entgegen, die am Ende zum alleinigen zweiten Rang reichte.

Mehr noch als Austin aber hatte Ernie Els es am Sonntag in der Hand, Woods den Sieg zu entreißen. Seine 66er-Runde war glänzend – nur mit drei Schönheitsfehlern besetzt, die ihm den Erfolg verwehrten. Einen Putt an Bahn 9 traf er nicht fest genug, einen anderen an Bahn 11 schob er aus zwei Metern vorbei. Ein Abschlag in die Bäume an Loch 16 gab ihm schließlich den Rest und verwies ihn mit 275 Schlägen auf den dritten Rang. Unzufrieden war der 37-Jährige trotzdem nicht. Nach der Knieoperation im Jahr 2005 ist der dreimalige Major-Sieger nicht mehr weit von früheren Spitzenleistungen entfernt: „Wenn ich jetzt noch den Sprung auf diese letzte Stufe schaffe, dann kann ich ihm vielleicht endlich ein richtiges Rennen bieten. Irgendeiner muss das ja machen; er spielt einfach ein super Golf.“

Ihn, also Woods zu besiegen, war zumindest an diesem Sonntag aber noch nicht drin. Sechs Schläge lag Els zu Beginn der Runde auf Woods zurück. Bis auf einen kam er heran, als der Führende sich am 14. Loch einen verpassten Putt aus knapp über einem Meter leistete. Die Kontrolle aber entwischte Woods nur für kurze Zeit. „Ich hatte das Gefühl, da habe ich mich jetzt selbst in die Misere reingeritten, jetzt muss ich mich auch selbst wieder rausziehen“, erklärte Woods später mit einem Lächeln. „Am 15. Abschlag habe ich mich ordentlich beschimpft.“ Die Tirade zeigte Wirkung: Ein Birdie am 15. Loch gab Woods die Kontrolle zurück. Die Faust streckte sich Richtung Himmel. Tiger Woods auf dem Weg zum Sieg – ein altbekanntes Bild.

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